Klar kann man auch ohne Fingerschutz Bogenschießen und einige „besonders harte Kerle“ tun dies auch. Die meisten von uns möchten ihren Sport aber lieber ohne unnötig schmerzende Finger (und dauerhafte Nervenschädigungen in den Fingerspitzen) ausüben. Und so gehört schon zur ersten Bogensportausrüstung entweder ein Schießhandschuh oder ein Fingertab. Heute möchte ich Ihnen einige Informationen zu Fingertabs geben und Tipps, welche Tab-Art für welchen Schützen empfehlenswert ist. Ich beschränke mich dabei auf Tabs, die im Handel erhältlich sind.
Zunächst der Versuch einer Definition: Ein Fingertab ist in der Regel ein speziell geformtes Lederstück, das die Zugfinger schützt. Mit dem Fingertab greift man die Sehne. Der Tab sollte daher gut passen und angenehm zu tragen sein.
Einfacher Fingertab aus Fell oder Leder
Da die meisten Bogenschützen den mediterranen Griff nutzen, haben fast alle Tabs zwischen Zeige- und Mittelfinger einen großen Einschnitt. Da beim mediterranen Griff der Zeigefinger über dem Pfeil und Mittel- und Ringfinger unter dem Pfeil an der Sehne liegen, bietet diese Aussparung Platz für den eingenockten Pfeil.
Um den Abstand zwischen Zeige- und Mittelfinger zu vergrößern, haben viele Fingertabs einen sogenannten Fingertrenner. Befestigt werden diese einfachen Tabs mittels einer Öffnung, durch die der Mittelfinger geschoben wird. Es gibt aber auch solche mit Schlaufen für den Halt am Finger.
Geeignet sind diese Tabs besonders für traditionelle Schützen oder Einsteiger mit leichten Bögen. Und ob Leder oder Fell ist oft Geschmackssache. Ich persönlich bevorzuge Fell, da ich der Meinung bin, dass die Sehne auf Fell noch etwas besser gleitet als auf Leder (Cordovanleder vielleicht mal ausgenommen).
Blankbogentab
Blankbogenschützen benutzen in der Regel die Griffart „3-Unter“ (früher auch Apachengriff genannt). Dabei liegen alle drei Zugfinger unterhalb des Pfeils an der Sehne. Reine Blankbogentabs haben daher keinen Einschnitt zwischen Zeige- und Mittelfingerposition und auch keinen Fingertrenner.
Geeignet ist diese Tabart für alle Schützen, die 3-Unter schießen. Dies sind meist Blankbogenschützen, oft auch traditionelle Schützen.
Fingertab mit Ankerplatte
Olympische Recurveschützen schießen in der Regeln den sogenannten Nase-Kinn-Anker. Dabei liegt der Zeigefinger der Zughand bündig unter dem Kieferknochen an. Ein sogenannter Ankertab erleichtert das Finden und Halten dieses Ankerpunktes. Die Ankerplatte liegt am oberen Rand des Tabs, der Daumen der Zughand liegt darunter.
Zusätzlich verfügen die Tabs für Recurveschützen oft über eine Grundplatte (Handplatte) aus Metall, die einen immer gleichbleibenden Sitz des Tabs unterstützt. Außerdem mögen viele Schützen das schwerere Gefühl in der Hand. Der oben abgebildete Tab hat zudem noch eine Auflage für den kleinen Finger (der Haken unten). Legt man den kleinen Finger dort an, vermeidet man ungewollte Bewegungen des Fingers und der damit verbundenen Muskulatur im Unterarm.
Fingertab für Recurve ohne Ankerplatte
Nicht jeder Schütze mag die Ankerplatte unter dem Kinn, möchte aber trotzdem einen Fingertab mit schwerer Grundplatte. Natürlich gibt es auch solche Tabs. Hier ein hochwertiges Beispiel:
Tabs für Recurveschützen gibt es in nahezu allen Ausstattungs-Kombinationen und Qualitätsstufen sowie verschiedenen Befestigungsmöglichkeiten.
Sonderform 2-Finger-Tab
Ich persönlich kenne keinen Bogenschützen, der mit nur zwei Fingern die Sehne zieht. Gibt es aber tatsächlich und für diese Schützen gibt es einen ganz speziellen Tab von Fivics:
2-Finger-Schützen nutzen nur Zeige- und Mittelfinger für den Auszug, der Ringfinger und der kleine Finger liegen bei diesem Tab dann am „Griffstück“ des Tabs an. Update: dieser Tab ist leider nicht mehr lieferbar.
Materialien für Fingertabs
Tabs werden eigentlich immer aus Fell oder Leder gefertigt. Bei mehrlagigen Tabs besteht oft die Fingerseite aus Stoff oder Filz. Fell ist nur bei den einfachen Tabs gebräuchlich, da es sehr schnell abnutzt und ersetzt werden muss.
Besonders hochwertige Tabs werden aus Cordovan-Leder gefertigt. Das ist besonders glatt (aber auch besonders teuer) und lässt die Sehne am besten über die Finger gleiten.
Leider ist es nicht immer ganz leicht, den richtigen Fingertab zu finden. Oft muss man erst viele Tabs ausprobieren, bis man den gefunden hat, mit dem man am besten zurecht kommt. Wichtig ist aber immer die richtige Größe und Passform. Eventuell muss man das Leder noch etwas zurechtstutzen, damit es richtig passt. Eine erste Orientierung für die richtige Größe:
Tipps und weitere Informationen zum Thema Fingerschutz (Tabs und Handschuhe) gibt es demnächst in einem Folgeartikel. Schauen Sie doch einfach wieder einmal vorbei.
Text: © Martina Berg (Bogensport Deutschland)
Fotos: © Martina Berg & Hersteller
Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt intuitiv mit einem Hybridbogen, ist DFBV-Trainerin und Lippische Meisterin mit dem traditionellen Bogen. Als engagierte Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Zusammen mit Bert Mehlhaff schreibt sie Bücher für Bogenschützen.
Darf ich bei Wettkämpfen (KM, LM) mit dem Jagdrecurvebogen wenn ich 3-under – Griff mache, einen Tab mit Fingerausschnitt benutzen?
Ich kann da nur für den Feldbogensportverband sprechen. Dort ist ein Tab mit Pfeilausschnitt bei 3-unter erlaubt.
Hallo,
sehr interessanter Beitrag zum Thema Fingertabs. Ich mag lieber Tabs statt Schießhandschuhe.
Vielen Dank dafür.
Viele Grüße
Sonderform 2-Finger-Tab: Ich persönlich kenne keinen Bogenschützen, der mit nur zwei Fingern die Sehne zieht.
Doch, die gibt es. Bogenschützen bei denen die vordere Fingerbeuge beim Zeigefinger wesentlich weiter hinter den Beugen von Mittel- und Ringfinger liegt, ist zu empfehlen, die Sehne nur mit Mittel- und Ringfinger zu ziehen. Andernfalls besteht die Tendenz, dass der Ellenbogen beim Ziehen der Bogensehne automatisch weit über die Pfeilverlängerung bewegt wird.
Hallo, mein Jackalope Moonstone Recurvebogen
-One Peace
ist bespannt am Ende 55 Zoll hoch, bei 29,5 Zoll Auszug und 40 Pfund
wird die Sehne am Pfeil-Ende so eng im
Winkel, dass die Finger zusammen gequetscht werden, die Nocke des Pfeiles mit einklemmt wird, und ein solches Löse-Chaos verursacht, das kontinuierliches Treffen unmöglich macht.
Wenn ich den Bogen behalten möchte, bleiben mir nur, die Sehne mit 3-unter zu greifen. Dadurch klappt das gut.
Aber ist das Richtig?
Ich muß direkt und immer unter den Pfeil greifen, egal was für einer Entfernung, sonst wäre es nicht mehr mediterran?
Wenn ich tiefer greifen würde, käme ich mit den Blankbögen eingestuft, wo meine Erfolgschancen geringer wären.
Meine Frage: Mediterranes greifen, geht auch im Turnier
3-Unter direkt unter dem Pfeil ???
Wer kann Micha Auskunft geben?