Neben der regelmäßigen Bogenkontrolle ist es sehr wichtig, auch die Pfeile immer auf eventuelle Beschädigungen zu überprüfen. Eine der häufigsten Beschädigungen ist eine fehlende Feder. Auf kurze Entfernungen ist das nicht ganz so tragisch, aber schon ab etwa 40 Metern kann dies zu erheblichen Trefferabweichungen führen.
Es macht daher Sinn, immer einige Ersatzpfeile dabei zu haben. Der „entfiederte“ Pfeil wird für das laufende Training oder den Wettkampf aussortiert und die fehlende Feder zu Hause wieder angeklebt. Dazu unbedingt ein Befiederungsgerät benutzen. Nur so ist eine korrekte Befiederung möglich.
Achten Sie auf festsitzende Spitzen und intakte Nocken
Auch die Pfeilspitzen lösen sich öfter mal. Gerade bei Schraubspitzen sollte man es sich zur Gewohnheit machen, nach jedem Pfeilziehen die Schraubspitzen auf festen Sitz zu überprüfen und bei Bedarf festzuschrauben. Eine lockere Spitze führt in der Regel zu einem unruhigen Flug und damit zu schlechten Schießergebnissen.
Ganz wichtig sind auch intakte Nocken. Diese können leicht durch den Aufprall oder Streifschutz eines anderen Pfeils beschädigt werden. Bevor Sie Ihre Pfeile zurück in Ihren Köcher stecken, prüfen Sie jede Nock. Schon ein kleiner Riss kann beim nächsten Schuß zu Problemen führen. Ein platzender Nock beim Abschuß ist ein Erlebnis, dass man nicht wirklich haben muß!
Regelmäßige Sicht- und Handkontrolle der Schäfte
Besonders wichtig ist aber die regelmäßige Sicht- und Handkontrolle der Schäfte. Dabei sind beschädigte Aluminiumschäfte nicht ganz so gefährlich für Ihre körperliche Unversehrtheit wie Carbonschäfte.
Aluminiumschäfte werden relativ leicht krumm. Treffer auf einen harten Gegenstand wie beispielsweise einen Stein führen schnell zu einer Verformung des Schafts. Häufig passiert dieses Beschädigung auch beim Ziehen der Pfeile. Daher den Pfeil beim Ziehen aus der Scheibe immer ganz dicht an der Scheibe anfassen und gerade herausziehen. Ein krummer Pfeile kann nicht mehr ordentlich fliegen. Also am besten aussortieren und eventuell später versuchen, ihn mit einem Pfeilrichtgerät wieder gerade zu bekommen.
Schäfte aus Aluminium, die ein erkennbares Loch aufweisen, sollten konsequent entsorgt werden. Sie eignen sich aber durchaus noch als Rankhilfe für die Sonnenblumen in Ihrem Garten.
Die Überprüfung von Carbonpfeilen sollte grundsätzlich nach jedem Schuss erfolgen. Ich habe mir angewöhnt, nach dem Ziehen mit der Hand (ich ziehe dazu jeden Pfeil komplett durch meine geschlossene Faust) und den Augen jeden Carbonpfeil auf Unversehrheit zu überprüfen bevor ich ihn zurück in meinen Köcher stecke. Selbst feinste Risse lassen sich so in der Regel entdecken.
Carbon hat leider die Eigenschaft, in feine, sehr spitze und scharfkantige Fasern zu zersplittern. Diese Fasern sind wirklich sehr unangenehm, wenn sie beispielsweise in Ihre Hand eindringen. Und für jeden Handchirurgen eine echte Herausforderung. Oft lassen sich nicht alle Splitter durch eine Operation entfernen und müssen heraus eitern. Nicht schön und das kann dauern.
Daher sollten Sie einen Carbonpfeil mit Rissen oder starken Druckstellen besser aussortieren und entsorgen.
Gerade beim Abschuss kann ein beschädigter Carbonschaft splittern oder zerbrechen, weil dabei besonders viel Energie auf den Pfeil einwirkt. Dies passiert zwar sehr selten, aber ich habe dies bereits selbst erlebt.
Ich hatte einen Carbonpfeil, der zwar auf der Zielscheibe gelandet war. In dieser Scheibe befanden sich aber konstruktionsbedingt zwei Metallquerstangen. Und eine dieser Stangen hatte ich genau getroffen. Das war unverkennbar am Einschlagsgeräusch zu hören. Ich untersuchte auch den Pfeil, meinte aber die winzigen Risse ignorieren zu können. „Wird schon noch gehen“. Pustekuchen! Beim nächten Schuß zerbrach dieser Pfeil in zwei Teile, der eine Teil bog im rechten Winkel ab und steckte links von meinem Standpunkt in einem Zaun. Zum Glück wurde niemand verletzt! Mir war das aber eine Lehre: ich sortiere beschädigte Carbonpfeile seitdem IMMER aus. Lieber 20 Euro weniger im Geldbeutel als eine Verletzung riskieren!
Übrigens neigen erfahrungsgemäß besonders die ganz billigen Carbonpfeile leichter zum Splittern als die hochwertigeren Schäfte. Ist ja eigentlich klar, da ist natürlich die Herstellung nicht so aufwendig. Für einen guten Carbonpfeil sollten Sie daher ruhig etwas tiefer in die Tasche greifen. Ich schieße seit Jahren nur noch Carbon-Schäfte von Easton und bin damit sehr zufrieden.
Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt intuitiv mit einem Hybridbogen, ist DFBV-Trainerin und Lippische Meisterin mit dem traditionellen Bogen. Als engagierte Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Zusammen mit Bert Mehlhaff schreibt sie Bücher für Bogenschützen.