Um zu verstehen, wobei es bei der sogenannten „Platzreife“ geht, lesen Sie bitte unbedingt zunächst den ersten Teil zum Thema.
Die Etikette oder das soziale Verhalten der Schützen
Zunächst einmal eine Begriffserklärung
Unter Etikette versteht man ein Verhaltenswerk, welches sich auf zeitgenössische traditionelle Normen beruft und das die Erwartungen an das Sozialverhalten gewissen sozialer Kreise beschreibt.
Als gute Umgangsformen bezeichnet man die Gesamtheit der Verhaltensweisen und Verhaltensregeln, die dazu dienen sollen, das menschliche Zusammenleben möglichst einfach und angenehm zu gestalten. Sinn- und sachverwandte Begriffe sind: Begrüßung und Verabschiedung, gute Manieren, gutes Benehmen, gutes Betragen, Achtung, Fairness, Höflichkeit, Respekt etc.
Die Etikette soll somit für ein Umfeld sorgen, in dem sich jeder wohlfühlt und die persönliche wie gesellschaftliche Entwicklung unterstützt und gefördert wird. Wo mehrere Personen zusammenkommen, muss es „Spielregeln“ geben und diese müssen eingehalten werden, damit es allen gut geht. Spezielle Regeln, die den Gegebenheiten angepasst werden müssen, sollen für die Sicherheit der Schützen sorgen.
Das Grüßen untereinander und das Vorstellen
Ankommende Personen grüßen die bereits Anwesenden. Neue Mitglieder stellen sich vor. Um sich besser kennenzulernen ist das Gespräch von ausschlaggebender Bedeutung und sollte untereinander „gepflegt“ werden.
Die Pünktlichkeit
Zu Trainingsbeginn, zu Unterrichtseinheiten o.ä. ergeben sich durch das zu spät kommen Einzelner nicht unerheblich Nachteile für die bereits Anwesenden. Der Beginn wird verzögert, die Aufmerksamkeit lässt nach, ggf. ist ein Neubeginn erforderlich oder der Ausbilder/Trainer muss auf zwei unterschiedliche Niveaus „arbeiten“ und versäumte Informationen können zum Sicherheitsrisiko führen. Aus den dargelegten Gründen ist besonderen Wert auf die Pünktlichkeit zu legen.
Ist abzusehen, dass man nicht pünktlich erscheinen kann, so ist eine Textnachricht (WhatsApp/SMS) an die Gruppe oder den Verantwortlichen zu verschicken.
Was soll auf dem Übungsgelände gemacht werden?
Der Trainer/Übungsleiter spricht sich vorab mit den Schützen bezüglich der Einteilung der Übungsstätte ab. Was soll gemacht werden, wer benötigt was usw.?
Hilfsbereitschaft
Unter Hilfe im Sinne von Hilfsbereitschaft versteht man einen Teil der Kooperation in den zwischenmenschlichen Beziehungen. Diese Hilfe/Hilfsbereitschaft dient dazu, einen veränderungswürdigen Zustand oder einen erkannten Mangel zu verbessern.
Wie kann so eine Hilfsbereitschaft in einer Bogensportabteilung aussehen?
- Aushilfe beim Material
- Hilfe bei der Materialpflege
- Hilfe beim Zusammenbau des Bogens und seiner Komponenten
- Pfeile ziehen, holen und suchen
- Ratschläge für die Schießtechnik (nur durch den Trainer oder den Übungsleiter)
Vorsicht: Nicht immer ist Hilfe oder Hilfsbereitschaft gewünscht. Dieses ist dann höflich und deutlich zu kommunizieren.
Zur Hilfsbereitschaft gehört auch, dass man sich erkundigt, wann Vereinsprojekte anstehen und man sich auch an deren Umsetzung beteiligt.
Sauberkeit – eine Tugend
Hier geht es zunächst um die Sauberkeit auf und um die Übungsstätte (Trainingsgelände) herum. Da es auf den meisten Übungsstätten keinen Hausmeister oder Platzwart gibt, sondern sich ehrenamtliche Mitglieder um den Zustand des Vereinsgeländes kümmern, ist es nicht hinnehmbar, dass diese Personen den Müll beseitigen oder die Unordnung beheben, die andere Vereinsmitglieder hinterlassen haben. Jeder entsorgt „seinen Müll“ selbständig!
Entweder in geeigneten Behältnissen auf dem Vereinsgelände oder der Müll wird mit nach Hause genommen und dort entsorgt. Besonders die Raucher achten darauf, die Kippen nicht einfach auf den Boden oder ins Gebüsch zu werfen (Brandgefahr). Taschenaschenbecher gibt es schon für 1,- € im Handel.
Sorgfältiger Umgang mit dem Vereins- und Privateigentum
Da heutzutage in den meisten Vereinen das Geld recht knapp bemessen ist, ist jedes Mitglied zum sorgfältigen und schonenden Umgang gegenüber dem Vereinseigentum verpflichtet. Dazu einige Beispiele:
- Schonung der Scheiben durch umhängen der Scheibenauflagen damit die Scheibe nicht punktuell beschossen wird (Verlängerung der Lebensdauer).
- Zwei gebrauchte Scheibenauflagen übereinander legen.
- Regelmäßige Kontrolle der Scheiben und Ständer auf Beschädigungen oder Abnutzung.
- Regelmäßige Materialchecks bei Vereinsbögen und Zubehör durch einen Materialwart.
- Einhalten von Sicherungsmaßnahmen gegen Diebstahl/Verlust etc.
Kleiderordnung
An Orten, wo das Training oder der Wettkampf von außenstehenden Personen beobachtet werden kann, sollte die Außendarstellung oder auch Image durch das Tragen von Vereinskleidung gepflegt werden.
Trainingszeiten
In den Vereinen, in denen ein Wettkampftraining regelmäßig durchgeführt wird, müssen sich die „Hobbyschützen“ manches Mal zu Gunsten der Wettkampfschützen einschränken. Da bei einem Wettkampfschützen der Trainingsaufwand größer als bei Hobbyschützen und die Trainingsarbeit zwischen Trainer und Schützen recht groß ist, haben Trainingszeiten, Trainingsort und der Einsatz von unterstützenden Trainingsmaßnahmen Vorrang.
Ruhe und Lautstärke
Wie der einzelne Mensch den Schall empfindet, hängt im besonderen Maße von der Tonhöhe und der Lautstärke ab. Da von vielen Bogenschützen das Schießen auch als Oase der Ruhe und Konzentration verstanden wird, haben Ruhe und Lautstärke einen starken Einfluss auf deren Befinden.
Gerade in diesen „hektischen Zeiten“ kommt der Ruhe eine besondere Bedeutung im Training zu. Sowohl für den Hobbyschützen als auch für den Leistungsschützen sind Ruhe und Konzentration ein unverzichtbarer Bestandteil des Trainings. Hierzu einige Verhaltensregeln:
- An der Schießlinie wird nicht gesprochen (außer in Gefahrensituationen).
- Alle technischen Geräte, wie Handy, MP3-Player etc. sind an der Schießlinie verboten.
- Jedem Schützen soll die Möglichkeit zur eigenen Konzentration und Ruhe ermöglicht werden.
- Hinter der Materiallinie verhalten sich alle anwesenden Personen ruhig.
Alkohol und Rauchen auf dem Übungsgelände
Definition Brandschutz: Als Brandschutzordnung wird eine Regelung über das Verhalten von Personen innerhalb und außerhalb eines Gebäudes bezeichnet. Bezüglich des Rauchens müssen somit die feuerpolizeilichen Richtlinien sowie die Brandschutzrichtlinien eingehalten werden. Ein Zuwiderhandeln gefährdet Menschenleben.
Das Rauchen an der Schießlinie ist jedem Schützen untersag, zumal es auch oft von Nichtrauchern als Belästigung empfunden wird.
Das Trinken von Alkohol in jedweder Form während des Trainings ist untersagt. Die älteren Schützen nehmen hier eine besondere „Vorbildfunktion“ ein und sollten sich dieser Verantwortung bewusst sein.
Text: © Bert Mehlhaff
Fotos: © Martina Berg
Die Platzreife für Bogenschützen – Teil 1
Die Platzreife für Bogenschützen – Teil 2
Die Platzreife für Bogenschützen – Teil 4
Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt intuitiv mit einem Hybridbogen, ist DFBV-Trainerin und Lippische Meisterin mit dem traditionellen Bogen. Als engagierte Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Zusammen mit Bert Mehlhaff schreibt sie Bücher für Bogenschützen.