Mein persönlicher Schussablauf – beschrieben ganz ohne „Fach-Chinesisch“

Für meine Lizenztrainerprüfung beim Deutschen Feldbogen Sportverband (DFBV) e.V. hatte ich einige Hausaufgaben zu erledigen. Nachdem ich meine Prüfung bestanden habe, sind dieses Ausarbeitungen ja eigentlich überflüssig geworden. Da ich es aber zu schade finde, diese Texte einfach so dem Reißwolf zu überantworten, werde ich sie ab heute nach und nach hier veröffentlichen.

Eine Aufgabe war, den eigenen Schußablauf zu beschreiben. Mit eigenen Worten, ohne dazu irgendwelche Fachliteratur zu Hilfe zu nehmen. Klingt einfach, ist aber nicht wirklich. Versuchen Sie es doch auch einmal!

Persönlicher Schussablauf von Martina Berg

Ich soll also meinen Schussablauf beschreiben – mit eigenen Worten, ohne irgendwelche Fachbegriffe aus der „Bognersprache“. Schwierig, echt schwierig, da ich selber bereits an zwei Fachbüchern für Bogenschützen mitgeschrieben habe und Bogensport-Fachhändlerin bin. 🙂

Ich (Martina Berg) mit Jagdrecurve auf einem 3D-Parcours (heute schieße ich übrigens nur noch mit einem Fingertab) – Foto: © Bert Mehlhaff

Okay – jetzt also ganz einfach und ohne Bogensport-Fach-Chinesisch:

Ich nehme meine Bogen in die linke Hand und stelle mich hin. Anschließend lege ich einen Pfeil ein, hebe den Bogen an und ziehe die Sehne aus. Nun konzentriere ich mich auf die Stelle, die ich treffen möchte und lasse die Sehne los. Treffer (hoffentlich), fertig!

Nicht wirklich aussagekräftig, oder? War ja auch nur Spaß!

Jetzt folgt eine etwas ausführliche Darstellung meines Schussablaufes:

Ich nehme den Bogen in die Hand und stelle mich an die Schießlinie. Jetzt kontrolliere ich meinen Stand: Füße parallel, etwa schulterbreit auseinander. Hüfte Richtung Scheibe. Gewicht ein wenig nach vorn verlagert (so dass die Zehen etwas Widerstand spüren). Becken nach vorn gekippt, Bauch- und Pomuskulatur sind leicht angespannt, Knie leicht durchgedrückt.

Der Pfeil wird eingelegt. Der Bogenarm wird ausgestreckt (zeigt dabei noch in Richtung Boden, Winkel ca. 30 Grad), Ellenbogen ausgedreht, Druckpunkt gesucht. Schulter des Bogenarm tief und Richtung Scheibe.

Zughand: drei Finger liegen an der Sehne. Handrücken ist gerade bis überstreckt, Handgelenk ebenfalls gerade (kein Abknicken). Daumen im Handteller, kleiner Finger angewinkelt.

Bogen und Zugarm werden jetzt angehoben, die Sehne wird in gleichbleibender Bewegung ausgezogen. Die linke Schulter bleibt unten, der Brustkorb wird geweitet. Kontinuierliche Erhöhung der Rückenspannung. Ich ankere mit der Spitze des Zeigefingers im Mundwinkel und mit dem hinteren Teil des Zeigefingers unter dem Wangenknochen.

Jetzt fixiere ich mein Ziel und erhöhe weiter meine Rückenspannung. Mit dem Bogenarm drücke ich gleichzeitig den Bogen nach vorn. Beide Seiten – Zug- und Stützseite – müssen ausgeglichen sein. Damit das klappt – eine meiner Schwachstellen – sage ich mir im Stillen immer wieder vor: „Druck nach vorne, Zug nach hinten“.

Aus der Rückenspannung heraus löse ich. Im Idealfall „rollt“ die Sehne jetzt regelrecht über meine Finger (bzw. den Tab). Blick Richtung Ziel und Bogenarm bleiben so, bis der Pfeil im Ziel (hoffentlich) im Ziel ist.

PS: So war mein Schußablauf VOR meiner Trainerausbildung. Zwischenzeitlich schieße ich ein wenig anders. Und dadurch erfolgreicher als vorher! Was ich geändert habe, erzähle ich Ihnen demnächst einmal ausführlich.

Text: © Martina Berg
Foto: © Bert Mehlhaff

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