Hinweis: In diesem Artikel werden die Begriffe „Pfeil“ und „Schaft“ synonym verwendet, da sich die beschriebenen Materialeigenschaften des „nackten“ Pfeilschafts nicht von denen des fertigen Pfeils (mit Befiederung, Spitze und Nocke) unterscheiden.
Der Holzpfeil
Aufgrund der heutigen Fertigungstechniken können Holzpfeile recht präzise hergestellt werden. Leider unterliegt ein Holzschaft ständigen Veränderungen durch Feuchtigkeit sowie Trockenheit. Der Volksmund sagt: „Holz arbeitet“. Die Veränderungen können sogar dazu führen, dass der Pfeil krumm wird und für den Bogensport unbrauchbar ist. Den traditionellen Bogenschützen im DFBV (Deutscher Feldbogen Verband) ist der Holzpfeil bei einigen Bogenklassen im Rahmen eines Turniers vorgeschrieben. Für andere Bogenarten wie Blankbogen, Recurve- oder Compoundbogen sind Holzpfeile absolut ungeeignet. Holz ist ein Naturmaterial und unterliegt natürlichen Schwankungen und führt letztendlich zu Ungenauigkeiten bezüglich Durchbiegeverhalten, Geradlinigkeit, Gewicht und Flugverhalten.
Festzuhalten ist:
- Holzpfeile sind von ihrer Struktur her nicht so stabil wie Carbon-, oder Aluminiumpfeile. Daher müssen sie mit einer gewissen „Mindeststärke“ hergestellt werden. Diese „Mindestdicke / Mindeststärke“ führt aber dazu, dass sie während des Fluges einen recht hohen Luftwiederstand haben. Hinzu kommen noch die Naturfedern, die den gleichen Effekt erzielen. Naturfedern stabilisieren den Pfeilpflug auf kurze Entfernung gegenüber den Plastikfedern stark, aber die Nachteile überwiegen.
- Holz arbeitet ständig und ist aufgrund seiner Eigenschaften anfällig für Temperatur-, und Feuchtigkeitsschwankungen.
- Holz ist ein Naturmaterial und daher gleicht kein Holzpfeil dem anderen. Dieses führt dazu, dass es zu größeren Abweichungen (Streuungen) im Ziel gibt. Die jeweilige Gruppierung der Pfeile wird größer!
- Der Holzpfeil eignet sich nicht für „Tuningmaßnahmen“.
- Hinsichtlich der Kraftentwicklung kann der Holzpfeil nicht mit modernen Schäften aus Aluminium oder Carbon mithalten.
- Der Holzpfeil kann aufgrund seiner instabilen Bewegungen einen Teil seiner Kraft wieder an den Bogen zurückgeben. Dieses führt mittel- und langfristig zu Beschädigungen der Wurfarme.
Der Aluminium Pfeil
Die modernen Pfeilschäfte werden aus Aluminium hergestellt, welches ein sehr leichtes Material ist. Informationen, die auf Aluminiumschäften aufgebracht sind, können relativ einfach entschlüsselt werden. Nehmen wir hier als Beispiel einen X7-Schaft der Firma EASTON mit einem Spine-Wert 2315. Die ersten beiden Ziffern (hier die 23) stehen für den Außendurchmesser des Pfeils in 1/64 Zoll gemessen. Das zweite Ziffernpaar (hier 15) steht für die jeweilige Wandstärke in 1/1000 Zoll gemessen.
Mehr informationen zu diesem Thema: So entschlüsselt man den Zahlencode eines Pfeilschafts
In den Produktbeschreibungen des Herstellers finden sich auch Angaben zu den Gewichts-, Geradlinigkeits- und Spine-Werttoleranzen. Der Aluminium-Pfeil ist aber aufgrund seiner Konstruktion auch empfindlich was sich besonders negativ bemerkbar macht, wenn er auf „harte Ziele“ trifft. Dieses können z. B neue Stramitscheiben sein oder der Pfeil wird nicht geradlinig aus dem Ziel entfernt. Hier treten dann oft Verbiegungen auf, die sich nachteilig auf das Flugverhalten auswirken.
Krumme Aluminium-Pfeile lassen sich aber auch mit einem Pfeilrichtgerät wieder begradigen – wenn sie nicht völlig verformt sind.
Während der Hallensaison mit Entfernungen zwischen 18 und 25 Meter wird der Aluminiumpfeil gerne von Schützen mit einer Naturbefiederung (4 oder 5 Zoll lang) geschossen. Das geringe Gewicht, die große Genauigkeit der Schäfte in der Herstellung und die starke Stabilisierung des Pfeilfluges durch die Naturfedern sind hier die entscheidenden Vorteile.
Der Carbon Pfeil
Der Carbon Pfeil weist eine unglaubliche Stabilität auf und ist im Gegensatz zu einem Aluminiumpfeil äußerst robust. Sollte er aber durch äußere Einflüsse beschädigt sein, besteht die Gefahr des Splitterns, was zu Verletzungen führen kann. Er hebt sich hervor durch seine Haltbarkeit und wird niemals krumm.
Allerdings gibt es bei Carbon-Pfeilen nur zwei Zustände: heil oder kaputt. Ein „Geradebiegen“ wie bei Alu-Schäften ist nicht möglich. Wenn der Carbon Pfeil splittert wird er faserig und zerbricht schon bei geringen Berührungen.
Erfahrene Turnierschützen weisen allerdings darauf hin, dass der Carbon Pfeil auf Entfernungen die mehr als 50 Meter betragen, etwas windanfälliger sind als andere Pfeile.
Der Pfeil aus Aluminium/Carbon
Bei diesen Pfeilen besteht das Innenleben aus Aluminium und außen befindet sich das aufgebrachte Carbon. Hierbei haben die Hersteller das Beste aus zwei Welten zu einem Produkt zusammengeführt. Der Alu-Carbon Pfeil ist nicht so windanfällig und aufgrund seiner Carbon Struktur äußert robust und langlebig.
Auch bei diesen Pfeilen (der reine Carbon Pfeil und auch der Pfeil aus Carbon und Aluminium) finden sich Hinweise und Informationen zu den Schäften. Der Hersteller von solchen Schäften wiegen diese nach der Herstellung und nehmen eine Gruppierung nach Gewichtsklassen vor. Nehmen wir hier einen EASTON Schaft A/C/E als Beispiel. In diesem Fall bedeutet A/C/E Aluminium/Carbon/Extreme. Eine Einteilung in eine Gewichtsklasse wird z.B. mit C.3 oder C.4 beschrieben. Durch diese Einteilung nach Gewichtsklassen kann der Hersteller minimale Gewichtstoleranzen für Schäfte aus einem Dutzend garantieren.
Die Bedeutung der aufgebrachten Ziffernpaare:
- Erstes Ziffernpaar beschreibt den Durchmesser des Aluschaftes in 1/64 Zoll gemessen.
- Das zweite Ziffernpaar bestimmt die Wandstärke des Aluschaftes in 1/1000 Zoll gemessen.
- Der Buchstabe beschreibt den Herstellungszeitraum beginnend mit A
- Die dreistellige Zahl definiert die Durchbiegung in 1/1000 Zoll bei einer Spanne von 28 Zoll (siehe Spine-Wert Tester).
Der Fiberglaspfeil
Fiberglaspfeile sind sehr günstige Pfeile, die allerdings nur für Kinderbögen und sehr leichte Bögen (geringes Zuggewicht, bis ca. 15 lbs) geeignet sind. Fiberglaspfeile neigen zum Splittern und können von stärkeren Bögen schon beim Abschuß gespalten werden. Achtung: erhebliche Verletzungsgefahr!
Diese „Billig-Pfeile“ dürfen auf gar keinen Fall mit Compoundbögen geschossen werden – auch nicht mit niedrigem Zuggewicht! Das endet oft mit Verletzungen und häufig auch mit der völligen Zerstörung des Bogens.
Wir von Bogensport Deutschland empfehlen Fiberglaspfeile nur für die Verwendung mit leichten Kinder(Spielzeug-)bögen wie beispielsweise diesem hier von Blackbird.
Preise der verschiedenen Pfeile
Die oben genannten Pfeilmaterialien gestaffelt nach Preisen (absteigend von teuer nach preiswert – Stand: 25.03.2021):
- Alu-Carbon (das geht bei ca. 15 € pro Schaft los und endet bei ca. 45 € für den Easton X10)
- Carbon (ab ca. 4 € pro Schaft)
- Aluminium (ab ca. 4 € pro Schaft)
- Holz (ab ca. 2,50 € pro Schaft)
- Fiberglas (ab ca. 3 € pro Komplett-Pfeil, Fiberglasschäfte gibt es kaum im Handel)
Natürlich gibt es immer mal wieder auch billigere oder teurere Angebote!
Text: © Bert Mehlhaff & Martina Berg (Bogensport Deutschland)
Fotos: © Hersteller
Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt intuitiv mit einem Hybridbogen, ist DFBV-Trainerin und Lippische Meisterin mit dem traditionellen Bogen. Als engagierte Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Zusammen mit Bert Mehlhaff schreibt sie Bücher für Bogenschützen.
Eine Frage, wir wollen zu einem Sommerfest Bogenschießen anbieten.
Wir haben Pfeile mit Gummispitzen gekauft.
Welche Zielscheiben gibt es dafür?
Würde mich über eine Rückantwort sehr freuen.
LG
Bärbel Ulbricht
Hallo Frau Ulbricht!
Was meinen Sie mir Gummispitze? Meinen Sie Saugnäpfe?
Dafür habe ich keine speziellen Zielscheiben im Sortiment.
VG
Martina Berg