Die meisten traditionellen Bogenschützen stellen sich im Laufe Ihrer „Bogner-Karriere“ irgendwann einmal die Frage: was soll ich nehmen? Lieber einen einteiligen traditionellen Bogen? Oder doch besser einen Take-Down-Bogen (einen teilbaren)? Was spricht für das eine, was für die andere Variante?
Dazu möchte ich Ihnen in diesem Artikel eine Entscheidungshilfe bieten. Ich beschreibe nur die Vorteile des jeweiligen Bogentyps, da die Vorteile des einen die Nachteile des anderen sind.
Einteiliger (One-Piece) Bogen – Vorteile:
- Die ursprüngliche, einfache Optik
Einteilige Holzbögen erinnern uns oft an unsere Kindheit. Wer hat eigentlich nicht Robin Hood oder Cowboy und Indianer gespielt? Und da gehörte ein selbstgebauter Bogen doch einfach dazu. Vielleicht sucht auch der eine oder andere Bogenschütze in einem unkomplizierten, einteiligen Bogen einen bewußten Gegensatz zu unserem immer komplizierter werdenden Alltag. - Einfacher Aufbau vor dem Schießen
Bei einteiligen Bögen entfällt der Zusammenbau vor dem Schießen. Lediglich die Sehne muß gegebenenfalls aufgespannt werden. Achtet man beim Abspannen darauf, dass die Sehne auf dem Bogen bleibt, paßt sogar die Standhöhe sogar beim nächsten Spannen wieder. Ich liebe es, einfach meinen Bogen von der Wand zu nehmen, meinen Köcher mit den Pfeilen zu schnappen und schon kann es los gehen. Mein Langbogen bleibt auch meist gespannt, da ich wenigstens jeden zweiten Tag einige Pfeile fliegen lasse. - Sehr zuverlässig
Entweder der Bogen schießt oder er ist komplett hinüber. Da ein einteiliger Bogen keine beweglichen Teile wie Schrauben noch Wurfarmtaschen hat, kann auch weniger verloren oder kaputt gehen.
Teilbarer (Take-Down) Bogen – Vorteile:
- Bessere Transportmöglichkeit
Ein Take-Down-Bogen besteht in der Regel aus drei Teilen: dem Mittelteil sowie dem oberen und dem unteren Wurfarm. Auseinandergebaut läßt er sich wesentlich besser verstauen als ein einteiliger Bogen. Dass er sich dadurch besser transportieren läßt, ist für meine Kunden das Hauptargument für einen teilbaren Bogen. Zerlegt paßt so ein Bogen in einen handelsüblichen Rucksack. Wer mit seinem Bogen verreisen will, spart außerdem Geld: für einen 1,70 cm langen Bogen berechnen viele Fluggesellschaften teure Sperrgepäckgebühren. - Größere Masse im Mittelteil bedeutet mehr Schussruhe
Beim Abschuss eines Pfeils wird die Bogenkraft nicht vollständig auf den Pfeil übertragen sondern „landet“ im Bogen. Bei einem Langbogen äußert sich dies in einem mehr oder weniger starken „Schlag“, dem sogenannten Handschock. Je nach Bogenqualität kann der so heftig sein, dass nach einigen Dutzend Schüssen das Handgelenk stark schmerzen kann. Ein schweres Mittelteil kann den Handschock völlig eliminieren, zumindest aber reduzieren. Durch das höhere Gewicht wird der Bogen ruhiger und somit die Schussgenauigkeit erhöht. - Durch Wechsel der Wurfarme kann das Zuggewicht verändert werden
Die Möglichkeit, durch einen Wechsel der Wurfarme die Zugkraft eines Bogens anzupassen macht nicht nur bei Anfängern Sinn und kann durchaus Geld sparen. Auch nach einer Verletzung kann es für die Gesundheit und die Schusstechnik besser sein, übergangsweise das Zuggewicht zu reduzieren. Bei einem einteiligen Bogen hilft da nur Neukauf (oder Miete). - Bogenqualität kann durch hochwertige Wurfarme verbessert werden
Durch einen Tausch von Einsteigerwurfarmen gegen hochwertigere kann man die Bogenqualität steigern. Dies macht aber erst Sinn, wenn Ihre Schießtechnik gut und konstant ist.
ILF-Aufnahme für die Wurfarme bietet größere Auswahl
Achten Sie beim Kauf Ihres Mittelteils darauf, dass es über eine sogenannte „ILF-Aufnahme“ verfügt. Das ist ein Standard für die Wurfarmaufnahme – die Wurfarme werden dabei schnell „eingeklickt“. ILF-Wurfarme gibt es in großer Auswahl, andere Wurfarmbefestigungen wie beispielsweise mit großen Schrauben sind oft bogenspezifisch und schränken das Wurfarmangebot erheblich ein.
Welcher Bogen wird es also für Sie?
Das hängt letztendlich unabhängig von den oben genannten Vorteilen der beiden Typen ganz allein von Ihrem Geschmack ab. Wichtig ist, dass der Bogen gut in der Hand liegt und Sie sich regelrecht in ihn verliebt haben. Viel Spaß beim Aussuchen, Schießen und Alle ins Gold!
Text: © Martina Berg (Bogensport Deutschland)
Fotos: © Hersteller
Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt intuitiv mit einem Hybridbogen, ist DFBV-Trainerin und Lippische Meisterin mit dem traditionellen Bogen. Als engagierte Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Zusammen mit Bert Mehlhaff schreibt sie Bücher für Bogenschützen.