Jeder Bogen hat ein individuelles Zuggewicht, das meist auf dem unteren Wurfarm vermerkt ist. Das dort vermerkte Zuggewicht bezieht sich allerdings in der Regel auf eine Auszugslänge von 28 Zoll. Das kann beispielsweise so aussehen:
Die Angabe 62″ ist in diesem Fall die Bogenlänge, das Zuggewicht 25 lbs (#). Wenn wie in diesem Fall die Angabe der Auszugslänge fehlt, dann bezieht sich das Zuggewicht von 25 lbs auf 28 Zoll Auszug.
Etwas anders sind diese Angaben auf meinem persönlichen Hybridbogen – einem Super Quick Stick von Bearpaw zu deuten:
Bei einer Länge von 56 Zoll hat mein Bogen bei einer Auszugslänge von 26 Zoll ein Zuggewicht von 30 lb (#). „30#@26“ bedeutet in „Langschrift“ übersetzt: 30 lbs (Pfund) at (bei) 26 Zoll Auszugslänge. Dieser Bogen ist genau für meine Auszugslänge und mein persönliches Wohlfühl-Zuggewicht gebaut worden. So ein massgeschneiderter Bogen ist natürlich das „Non Plus Ultra“ für jeden Bogenschützen – aber auch etwas teurer als ein Bogen „von der Stange“.
Nun hat aber nicht jeder Schütze genau den Auszug, auf den die Zuggewichtsangaben auf den Wurfarmen berechnet wurden. Jede Abweichung von dieser Norm führt somit zu einem Unterschied zwischen dieser Angabe und dem persönlichen Zuggewicht. Dieses individuelle Zuggewicht wird oft auch als „Zuggewicht auf den Fingern“ bezeichnet.
Es gibt eine Faustformel: pro Zoll Auszugsabweichung hat der Bogenschütze ca. 2 lbs mehr oder weniger auf den Fingern. Ich selbst habe eine Auszugslänge von 26″. Somit würde ich bei dem oben gezeigten Mountain Lion nicht die angegebenen 25 lbs (wird oft auch mit # abgekürzt) sondern lediglich ca. 21 lbs ausziehen („auf den Fingern haben“).
Diese Faustformel ergibt aber nur einen ungefähren Wert. Wer es nun ganz genau wissen will – und es macht durchaus Sinn, wenn man sein persönliches Zuggewicht kennt, sollte wie folgt vorgehen:
1. Messen der persönlichen Auszugslänge
Messen Sie Ihren Auszug mit einem speziellen Messpfeil. Legen Sie statt eines „normalen“ Pfeils den Messpfeil ein und ziehen Sie Ihren Bogen aus. Bitten Sie eine andere Person, den Pfeil dort abzulesen, wo er im Vollauszug vorne am Bogen steht.
In diesem Beispiel beträgt die Auszugslänge des Schützen 29,5″ (Zoll). Alle im Handel erhältlichen Messpfeile haben eine Zoll-Skala.
2. Ausziehen mit einer Bogenwaage
Diese Auszugslänge merkt sich der Partner. Der Schütze hakt jetzt eine Handbogenwaage an die Sehne und zieht jetzt den genau Bogen bis zur vorher gemessenen Auszugslänge aus. Dies kontrolliert wieder der Partner.
Diese Bogenwaagen speichern den so gemessenen Wert. Nach dem Absetzen des Bogens kann man nun das persönliche Zuggewicht (in lbs / Pfund) auf der Skala der Waage ablesen.
3. Wiederholen Sie Ihre Messungen
Beachten Sie unbedingt, dass man bei solchen „Tests“ gern dazu neigt, weiter auszuziehen, als man dies beim „normalen“ Schießen macht. Dies führt oft zu falschen Ergebnissen. Versuchen Sie daher, Ihren Bogen bei der Messung des Auszugs so „normal“ wie möglich zu ziehen. Wiederholen Sie am besten die Messungen mehrmals um ein möglichst realistisches Ergebnis zu bekommen.
Wer erfahren möchte, was die Angaben auf den Wurfarmen eines Bogens bedeuten, findet hier einen interessanten Artikel zu diesem Thema.
Text und Fotos: © Martina Berg
Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt intuitiv mit einem Hybridbogen, ist DFBV-Trainerin und Lippische Meisterin mit dem traditionellen Bogen. Als engagierte Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Zusammen mit Bert Mehlhaff schreibt sie Bücher für Bogenschützen.
Hallo,
Wird der Tiller oder die Standhöhe bei OR Bogen vor dem Schießen gemessen oder erst nachdem ich ein paar Pfeile geschossen habe? Weil es ja Abweichungen bei diesen zwei Messarten gibt – habe ich festgestellt.
MfG
Wolfgang
Moin Wolfgang!
Die Messung sollte immer erst nach einigen Schüssen erfolgen.
Viele Grüße
Martina Berg
Hallo Martina,
ich bin Einsteiger und habe eine Auszugslänge von 30 Zoll (Armspannweite 192 cm, Größe 186 cm), demnach benötige ich einen Bogenlänge von 70 Zoll. Ich möchte mir einen TakeDown Recurve Bogen zulegen, bei dem ich die Wurfarme wechseln kann.
Meine Frage: Welche Rolle bzw. welchen Einfluss hat hierbei die Grösse des Mittelstücks? Laut Daten bräuchte ich für eine 70 Zoll Bogenlänge ein Mittelstück von 24-25 Zoll. Könnte ich hier auch ein Mittelstück mit 21 Zoll nehmen?
Für eine Rückinfo herzlichen Dank. Sportliche Grüße Peter.
Hallo Peter!
Ein längeres Mittelteil ist stabiler und somit fehlerverzeihender beim Schießen.
Mit einem 21″-Mittelteil kommst Du mit handelsüblichen Wurfarmen nicht auf eine Bogenlänge von 70″ sondern auf maximal 66″.
Viele Grüße
Martina