Das Wetter und seine Auswirkungen auf das Bogenschießen

Wer auf dem Bogensportgelände steht und seinen Sport ausübt, sieht sich immer mit unterschiedlichen Witterungsbedingungen konfrontiert. Mal regnet es, mal scheint die Sonne, mal ist es heiß, mal ist es kalt und mal ist es sehr windig bis stürmisch. Der Bogenschütze muss wissen, welche Veränderungen sich an seinem Bogenmaterial ergeben und welche Auswirkungen die Wetterbedingungen auf ihn selbst haben.

Sonne und Hitze

Scheint am Trainings- oder Wettkampftag die Sonne, hat das gesamte Material einiges „zu verkraften“. Setzen sie ihren Bogen inklusive der Pfeile nicht einer ständigen Sonnenstrahlung aus, da sich die Wurfkraft ihres Bogens negativ (sie nimmt ab) verändern kann. Dieses kann zu einigen Disharmonien am bereits gut oder perfekt eingestellten Bogensportmaterial führen.

Bogenschützen bei einem Turnier – Foto: © Martina Berg

Die heutigen hochwertigen Bögen sind zwar mittlerweile so gut, dass sie solche Temperaturschwankungen recht gut kompensieren können, doch sollten Sie das Risiko minimieren und wenn möglich, den Bogen in den Schatten stellen.

Nehmen Pfeile durch starke Sonneneinstrahlung an Hitze zu, so reagieren sie in ihrem Schussverhalten „weicher“, d.h. dass sich das Trefferbild bei einem Rechtshandschützen weiter nach rechts verlagert. Da der Button bei normalen Temperaturen eingeschossen und eingestellt worden ist, hat das erhöhte Biegeverhalten daher auch einen direkten Einfluss auf seine Funktions- und Arbeitsweise. Sehr erfahrene Bogenschützen wählen dann eine etwas härtere Federeinstellung am Button. Hierzu empfiehlt es sich, während des Trainings genauere Tests (Gruppierungs-Checks) durchzuführen und zu dokumentieren, damit am Wettkampftag die notwendigen Korrekturen vorgenommen werden können.

Auswirkungen auf die Sehne

Bei den heutigen, sehr hochwertigen Materialien für Sehnen liegt die Elastizität des Fadens in einem sehr kleinen Dehnungsbereich. Trotzdem hat die Sonneneinstrahlung sowie andere Witterungseinflüsse wie hohe Luftfeuchtigkeit, Kälte etc. Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit und das Abschuss- und Schwingverhalten der Sehne.

Bei hohen Außentemperaturen gibt die Sehne etwas nach und verlängert sich. Bei Kälte zieht sie sich ein wenig zusammen. Kontrollieren sie deshalb, auch während des Wettkampfes, öfter mal die Standhöhe ihres Bogens und korrigieren sie diese gegebenenfalls.

Kontrolle der Standhöhe mit Checker – Foto: © Martina Berg

Kälte und Regen

Bei niedrigen Temperaturen reagiert das Bogensportmaterial oft anders als gewohnt. Je nach Qualität und Ausstattung kann die Wurfkraft zu- oder abnehmen. Die Pfeile reagieren aufgrund der Kälte „steifer“ und das jeweilige Schussbild wird sich bei einem Rechtshandschützen nach links verlagern.

Durch geringfügige Korrekturen am Button kann dieser in der Federstellung ein wenig weicher gestellt werden. Dieses sollte allerdings, wie schon oben beschrieben, während des Trainings im Vorfeld ausprobiert und dokumentiert werden (Gruppierungs-Check). Nehmen sie keine Veränderungen am Button vor, so müssen sie sich mit einem schlechteren Pfeilpflug zufrieden geben. In diesem Fall werden sie auch ihr Visier verstellen müssen.

Der eigene Körper

Bei hohen Temperaturen wird der Bogenschütze einige Veränderungen an sich feststellen können. Es beginnt damit, dass der Organismus viel damit zu tun hat, um seine eigene Temperatur konstant zu halten. Dieses entzieht dem Körper einiges an Kraft, die dann ggf. beim Schießen fehlt.

Durch das Schwitzen entsteht auf der Haut ein Feuchtigkeitsfilm, der beim Verdunsten Kühlung erzeugt. Dieser Flüssigkeitsverlust muss sofort durch trinken von Mineralwasser, Tee, ect. ausgeglichen werden. Tun sie dieses nicht, werden sich sehr schnell müde, ihre Konzentration lässt nach und sie verlieren sehr schnell Kraft und Energie die sie zum Schießen benötigen. Auch wenn sie deshalb öfter als üblich das WC aufsuchen müssen lautet die Maxime: trinken – trinken – trinken! Warten sie nicht bis sich ihr Durstgefühl meldet, denn dann ist es bereits zu spät.

Sonnenschutz durch Schirmmütze

Die Feuchtigkeit macht auch ihre Haut weich und empfindlicher. Nicht nur die Finger schwellen an, was das Lösen, bei einem Recurveschützen, eben nicht einfacher macht. Trocknen sie deshalb kurz vor Schießbeginn (Passe) immer ihre Hand- und Fingerflächen mit einem dazu bereitliegenden Handtuch ab. Tun sie dieses nicht, kann es ihnen passieren, dass die Sehne ihnen außer Schmerzen auch noch Wasser- oder Blutblasen zufügt. Ist dieses eingetreten, ist ein entspanntes Lösen nahezu unmöglich geworden, was sich letztendlich auf das Gesamtergebnis auswirken wird.

Auch bleibt der Schütze selbst durch die Kälteeinwirkung nicht unbeeinflusst. Fällt die Temperatur des Körpers, begegnet dieser diesen Zustand mit dem Gefühl des „frieren“. Dabei ziehen sich die Muskeln zusammen und verkürzen sich und neigen aufgrund der schlechteren Durchblutung zu Verkrampfungen. Besonders die gesamte Rücken- und Schultermuskulatur muss unbedingt warmgehalten werden, da sie sonst ihre Geschmeidig- und Beweglichkeit verliert (Rückenspannung).

Dasselbe gilt für die Finger. Werden diese kalt, nimmt die Beweglichkeit deutlich ab, wobei das Lösen immer langsamer und schwieriger wird. Sorgen sie also dafür, dass auch die Finger immer gut durchblutet sind. Sie sie dennoch aufgrund der geringen Umgebungstemperaturen kalt und klamm geworden, nehmen sie einen sogenannten Hand- oder Taschenwärmer (gibt es im Fachhandel) und wärmen sie ihre Finger damit wieder auf.

Schützen sie ihre Augen

Unter starker Sonneneinstrahlung leiden auch unsere Augen. Die Iris zieht sich zusammen und die Pupille verkleinert sich. Zusätzlich kneift man auch die Augen zusammen um die Sonneneinstrahlung zu minimieren. Das führt aber letztendlich dazu, dass es zu großen Muskelspannungen/Muskelverspannungen im Gesicht kommt. Auswirkungen auf die Nackenmuskulatur können auch Kopfschmerzen verursachen. Vermeiden lässt sich dies weitgehend, indem man die Augen ausreichend schützt.

Eine Sonnenbrille schützt die Augen besonders gut – Foto: © Martina Berg

Hierzu empfiehlt sich ein Hut mit einer Krempe oder eine Cap die es verhindern, dass das Sonnenlicht ungeschützt auf die Augen trifft. Besser noch ist das Tragen einer Sonnenbrille, die nicht nur gegen das Geblendet werden schützt, sondern auch Schutz gegen Wind und Staub bietet. Probieren sie diese Dinge bitte unbedingt während ihres Trainings mehrmals aus, damit sie sich an die veränderten Gegebenheiten gewöhnen können und nicht an dem Wettkampftag davon überrascht werden.

Regen

Siehe dazu unseren ausführlichen Artikel „Wenn der Regengott die Schleusen öffnet“.

Text: © Bert Mehlhaff 2017

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