Machen Sie den Wind zu Ihrem Freund – Bogenschießen bei Wind – Teil 1

Das Schießen bei windigen Verhältnissen stellt für viele Bogenschützen eine große Herausforderung dar. Einige von ihnen werden unsicher, andere dagegen unruhig, wieder andere verlieren ihr Selbstvertrauen und einige wenige verfallen sogar in Panik.

Kein Grund zur Panik – Bogenschießen bei Wind

Diese Schützen haben vielleicht die Erfahrung gemacht, dass ihnen bei Wind Fehler in einzelnen Bewegungsabläufen oder deren Teilbereichen unterlaufen, die letztendlich zu nur mäßigen Schießergebnissen führen. Sie glauben dann, dass ihnen vielleicht aufgrund des starken Windes diese Fehler unterlaufen sind und diese Fehler den Wettkampf beeinflusst oder sogar ruiniert haben.

Um bei starken Windverhältnissen trotzdem gute oder auch akzeptable Ergebnisse zu schießen ist es wichtig, zunächst die eigene Bekleidung genauer zu untersuchen. Bei der Auswahl Ihrer Bekleidung am Wettkampftag bei starkem Wind sollten Sie darauf achten, dass die Bekleidung im gesamten Köperbereich windundurchlässig ist, aber trotzdem die entstehenden Körperflüssigkeiten wie Schweiß nach außen hin abgeben kann.

Denn durch das Durchdringen des Windes bis hin zur Körperoberfläche (Haut) wird je nach Konditionszustand und körperlicher Widerstandsfähigkeit des Schützen, die eigene Körperwärme abgesenkt und er fängt an zu frieren.

Der Körper reagiert darauf mit Muskelzittern um die eigentliche Körperwärme wieder herzustellen. Dadurch verkürzt sich die Muskulatur und der Schütze kann seinen antrainierten Bewegungsablauf nicht mehr korrekt ausführen.

Auch können Kleidungsstücke des Bogenschützen „flattern“, wenn sie nicht eng genug am Körper anliegen. Gerade der Brustbereich und der Ärmel des Bogenarms sind Bereiche, die hier große Probleme hervorrufen können. Berührt nun die Sehne beim Abschuss Teile der Bekleidung, ist ein ordentlicher Pfeilflug nahezu unmöglich gemacht worden.

Abhilfe hierbei kann auch mit Maler- oder Kreppband hergestellt werden. Überstehende Bekleidung des Bogenarms auf die Ellbogenseite des Bogenarms ziehen und mit Kreppband fixieren!

Bei solch einer Jacke sollte man den Ärmel des Bogenarms mit Maler-Kreppband fixieren. Und auch die Kapuzenbänder sollten entweder entfernt oder wenigstens versteckt werden!

Der Bogenarm und seine Ausrichtung

Beim Schießen unter Windstille liegt der Bogenarm und die Mitte des Bogengriffes in einer geraden Linie zum Mittelpunkt des Zieles. Ist es jedoch windig, so spannt sich die Muskulatur des Bogenarms stark an und legt sich schräg in die entgegengesetzte Windrichtung. Die Bewegungsenergie des Armes in Richtung Ziel wird geringer und der Bewegungsablauf ist gestört. Dadurch kann sich der Bogenarm im Augenblick des Schusses im Zentrum des Zieles, oder aber rechts oder links davon befinden. Dieses hat aber einen erheblichen Einfluss darauf, wo der Pfeil im Ziel auftrifft. Der Bogenarm, der sich so gegen die Windrichtung anspannt, ist deutlich weniger stabil und bewegt sich viel mehr. Darauf ergibt sich, dass die Balance beim Halten mit großer Wahrscheinlichkeit zusammenfällt.

Stabiler Bogenarm – Foto: © Martina Berg

Zeitliche Abläufe beim Bogenschießen kurzgefasst

Wie ausführliche Untersuchungen an zahlreichen Spitzenschützen gezeigt haben, wiederholt sich die zeitliche Abfolge in den einzelnen Positionsphasen (PP1 bis PP4) in einem ständig widerkehrenden Muster. Störungen in diesem Zeitmuster (Zeitfenster) können zu unterschiedlichen Kraft- und Bewegungsabläufen führen sowie zu ungleichmäßigen Pfeilgruppierungen.

Kann der Bogenschütze im genau richtigen Zeitmuster/Zeitfenster bis zum Klicker ausziehen, liegt eine ausgeglichene und saubere Balance zwischen der Stütz- und der Zugseite vor. Sind der Bogenarm und die körperliche Ausrichtung jedoch nicht korrekt, verlängert sich die jeweilige Haltezeit, welches sich negativ auf die Balance im Auszug auswirkt. Dieses geschieht, da der Schütze den Pfeil bis hin zum Klicker anders auszieht als beim Schießen ohne störenden Windeinfluss.

In diesem Fall neigen Kräftegleichgewichte und die Auszugsrichtung dazu, in sich zusammen zu fallen oder zu kollabieren. Legen Sie als Schütze also besonderen Wert auf die korrekte Balance obwohl die Auszugszeit etwas verlängert hat.
Da sich die Haltezeit bei starkem Wind gegenüber den normalen Bedingungen etwas verlängert und die Korrekturbewegungen, die auf den Wind zurückzuführen sind, ausgeglichen werden müssen, hat dieser Umstand direkten Einfluss auf die Muskelermüdung des Schützen. Da sich die Ermüdung gegenüber den normalen Bedingungen verschlechtert hat, leidet somit auch die Ausdauer des Schützen darunter, was sich letztendlich negativ auf seine Konzentrationsfähigkeit auswirkt.

Windfähnchen auf Turnierscheiben – Foto: © Martina Berg

Der Körperschwerpunkt
Bei starkem Wind stellt sich der Körper des Schützen automatisch gegen die Kraft des Windes. Durch diese gegensätzliche Bewegung wird der zuvor antrainierte Körperschwerpunkt seitlich verschoben oder wird instabil wenn sich die Windrichtung ändert. Wenn somit der Körperschwerpunkt nicht mehr eingenommen und eingehalten wird kann der korrekte Bewegungsablauf nicht durchgeführt werden. Daher ist es sehr wichtig, dass bereits in der Nullstellung ein sauberer Stand eingenommen und gehalten wird.

Hier geht es zum zweiten Teil!

Text: © Bert Mehlhaff
Fotos: © Martina Berg

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