Heute kommen wir zu einem der häufigsten Fehlerquellen im Bewegungsablauf eines Bogenschützen: dem Lösen. Denn nur durch ein sauberes und fehlerfreies Lösen der Sehne lassen sich gute bis sehr gute Ergebnisse erzielen. Auch werden die einzelnen Pfeilgruppierungen deutlich enger zusammen liegen als vorher.
Der Sehne muss durch ein totales Entspannen der Zugfinger die Möglichkeit gegeben werden, die Zugfinger während des Lösevorgangs geradewegs aus dem Weg zu drücken. Daraus ergibt sich, dass die Finger während des Lösens und des Nachhaltens die gleiche Position einnehmen, wie sie auf der Sehne platziert waren.
Der Bogenschütze darf das Lösen der Sehne nicht durch ein Drücken der Bogenhand in Richtung Scheibe oder durch einen Zug der Finger nach hinten auslösen. Das Ziehen in der Expansionsphase erfolgt ausschließlich durch das Zusammenführen der Schulterblätter.
Auch das sogenannte „Kneifen“ (die Fingerkuppen der Zughand werden in Richtung Handballen geführt wobei die Knöchel nach außen gedrückt werden) ist für ein sauberes Lösen mehr als schädlich.
Wie kann ich ein sauberes Lösen trainieren?
Der Bogenschütze sollte hierzu ein sehr leichtes Trainingsband in die Hand nehmen. Die Finger einhaken und am Anfang das Band nur ca. 20 Zentimeter ausziehen. Im Anschluss entspannt der Bogenschütze mehr und mehr seine Finger der Zughand, bis das Trainingsband seine Finger beiseite drückt und nach vorne schnellt. Dieser Vorgang sollte zwischen 15 und 20 Mal konzentriert wiederholt werden.
Es ist von entscheidender Bedeutung, dass der Bogenschütze es zunächst sieht und dann fühlt, wie das Entspannen der Zugfinger dazu führt, dass das Band (danach die Sehne) die Finger beiseite drückt. Auf ein bewusstes Öffnen der Finger sollte der Bogenschütze immer verzichten, da dieses dazu führt, dass die Konzentration auf die Rückenspannung verloren geht.
Weitere Übungen mit Wiederholungen zwischen 20 bis 30 Mal mit dem Trainingsband sollten dann regelmäßig weitergeführt werden, wobei das Ausziehen des Bandes bis hin zur Ankerposition erfolgen sollte. Um den Erfolg des richtigen und sauberen Lösens des Bogenschützen einordnen zu können, empfiehlt sich hier der Einsatz einer Kamera, ein geübtes Auge eines Trainers oder Mitschützen.
Versucht der Bogenschütze seine Finger der Zughand bewusst zu öffnen, hat er seine Konzentration auf die Rückenspannung verloren und dieses führt zu einer Anspannung in der Unterarmmuskulatur, die das Öffnen der Finger kontrolliert. Dort befindet sich auch ein separater Muskel, der den kleinen Finger kontrolliert.
Der kleine Finger muss während eines jeden Schusses immer wieder in die gleiche Position gebracht werden um zu verhindern, dass eine Veränderung der Position oder der Spannung des kleinen Fingers zu einer nachhaltigen und negativen Veränderung in der Spannung und Position der Zughand führt.
Probieren Sie es ruhig einmal aus: Strecken Sie ihre Finger soweit aus, dass eine nahezu gerade Handfläche entsteht. Nun bewegen Sie den kleinen Finger und beobachten Sie deren Auswirkung auf ihre Muskulatur in der Handfläche und der Unterarmmuskulatur.
Diese ungewollte Bewegung des kleinen Fingers läßt sich durch einen Fingertab mit einer speziellen Fingerablage vermeiden. Gerade für Anfänger ist ein solcher Tab sinnvoll.
Text: © Bert Mehlhaff
Fotos: Martina Berg (Bogensport Deutschland)
Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt intuitiv mit einem Hybridbogen, ist DFBV-Trainerin und Lippische Meisterin mit dem traditionellen Bogen. Als engagierte Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Zusammen mit Bert Mehlhaff schreibt sie Bücher für Bogenschützen.