Die Bogensehne – warum, wie oft und wie sollte ich sie wachsen?

Zwar erhöht sich die Lebensdauer einer Bogensehne nur unwesentlich, wenn sie regelmäßig gewachst wird. Trotzdem sollte jeder Bogenschütze der Sehne seines Bogens – egal ob er einen Recurve-, einen Compound- oder einen traditionellen Bogen schießt – ab und zu diese Pflege angedeihen lassen.

Was ist ein Bogen ohne eine Sehne? Nur ein Stück Holz oder Metall!

Sollte man aber nun trotzdem wachsen, wenn die Haltbarkeit nicht verlängert wird? Auf jeden Fall! Denn eine gut gewachste Sehne nimmt bei Nässe oder hoher Luftfeuchtigkeit bedeutend weniger Feuchtigkeit auf und gewährleistet dadurch auch bei Regen noch gute Schüsse.

Außerdem werden durch das Wachsen kleine Unebenheiten der Sehne angeglichen. Dadurch schmiegen sich die einzelnen Sehnenstränge besser aneinander. Die Reibung wird minimiert und ermöglicht konstantere Schüsse.

Aber auch hier gilt: nicht übertreiben. Denn das Wachs macht die Sehne auch etwas schwerer und damit langsamer.

Benötigtes Material:

Folgende Dinge benötigen Sie für das Wachsen einer Sehne:

  • die zu wachsende Sehne
  • den dazugehörenden Bogen
  • Sehnenwachs
  • ein festes, nicht fusselndes Tuch
  • ein Stückchen dickeres Nähgarn

Bevor Sie mit dem eigentlichen Wachsvorgang anfangen, sollten Sie Sie auf jeden Fall die Gelegenheit nutzen, und Ihre Sehne einer gründlichen Prüfung unterziehen. Sind alle Stränge noch intakt? Oder ist sogar ein Strang bereits gerissen? Dann hilft auch Wachsen nicht mehr. Tun Sie sich und Ihrer Gesundheit einen Gefallen und gönnen Sie Ihrem Bogen eine neue Sehne. Glauben Sie mir: das Gefühl einer reißenden Sehne beim Abschuß wollen Sie nicht wirklich kennenlernen!

Ist die Sehne noch intakt, dann spannen Sie Ihren Bogen. Achten Sie dabei auf die richtige Standhöhe!

Sehnenwachs von Bohning in praktischer Stiftform

Jetzt tragen Sie das Sehnenwachs (besonders praktisch sind übrigens Wachsstifte – wie auf unseren Fotos zu sehen) möglichst gleichmäßig von allen Seiten auf die Sehne auf. Wachsen Sie nur die eigentliche Sehne – Mittenwicklung und Endenwicklungen werden ausgespart!

Die Sehne möglichst gleichmäßig mit Wachs einreiben
Halt vor der Mittenwicklung

Trotz aller Sorgfalt werden Sie feststellen, dass das Wachs ungleichmäßig an den Sehnensträngen haftet. Dies ist aber kein Fehler, denn jetzt kommt das Tuch zum Einsatz. Schlagen Sie das Tuch je nach Dicke des Stoffes ruhig mehrfach um. Denn jetzt wird damit das Wachs in die Sehne gerieben. Und dabei entstehen recht hohe Temperaturen.

Mit einem Tuch das Wachs kräftig in die Sehne reiben

Diese Reibungswärme ist wichtig, denn so kann sich das Wachs gut verteilen und dringt in die Sehnenstränge ein. Also: ruhig kräftig und länger reiben!

Wieviel Wachs ist für die Sehne optimal?

Da Wachs die Sehne schwerer macht, wird sie auch langsamer. Bei einem Wettkampfbogen möchte man daher eine möglicht leicht und damit schnelle Sehne haben. Überschüssiges Wachs entfernt man mit einem Stück Garn wieder aus der Sehne. Dazu schlingt man den Faden einmal um die Sehne und zieht ihn dann von oben nach unten an der Sehne entlang. Dadurch wird nicht benötigtes Wachs aus der Sehne gedrückt. Dieses entfernt man dann wieder mit dem Tuch.

Bei einer Dacronsehne, die gern im traditionellen Bereich bei Holzbögen benutzt wird, verhält es sich etwas anders. Aufgrund Ihrer Materialeigenschaften nimmt eine Dacronsehne sehr leicht Wasser auf und muß aufgrund Ihrer Dehneigenschaften hohe Belastungen verkraften. Gute Schußleistungen erreicht man daher nur mit gut gewachsten Sehnen.

Wann sollte ich meine Sehne wachsen?

Von Zeit zu Zeit – das hängt stark von der Intensität der Nutzung aber auch vom Material und den Wetterbedingungen ab. Wenn sich die Sehne sehr trocken anfühlt und ein wenig „flauschig“ aussieht wird es wieder einmal höchste Zeit.

Hat sich die Sehne bereits stark verfärbt oder ist extrem verblasst, dann ist es meist zu spät. Sparen Sie dann nicht am falschen Ende. Kaufen Sie eine neue Sehne und wachsen Sie ab jetzt regelmäßig.

Text und Fotos: © Martina Berg