Das Bogenschießen ist die Benutzung eines Bogens und eines Pfeils, meist zu sportlichen Zwecken, aber auch zur Jagd. Das Bogenschießen ist eine der ältesten Jagdformen der Menschheit, und wurde über lange Zeit auch als wirkungsvollste und leichte Fernwaffe auf mittleren Distanzen eingesetzt.
Als sportliche Betätigung ist das Bogenschießen als Training zur Erlangung der nötigen Fertigkeiten (Treffgenauigkeit) sicher ebenso alt wie der Gebrauch des Bogens als Waffe bei der Jagd oder in kriegerischen Auseinandersetzungen.
Beim Bogenschießen geht es stets darum, den Pfeil so exakt wie möglich in ein Ziel zu bringen. Ein Merkmal des Bogenschießens ist die nahezu völlige Geräuschlosigkeit, die insbesondere bei der Jagd gegenüber modernen Schusswaffen einen Vorteil darstellt. Heute steht jedoch der sportliche Aspekt deutlich im Vordergrund. Das Bogenschießen gehört seit 1972 wieder zu den Olympischen Sportarten. Zuvor war es bereits bei den Olympischen Spielen 1900, 1904, 1908 und 1920 im Programm.
Die technologische Entwicklung hat den Bogen von einem einfachen Langbogen zu einem hochentwickelten Sportgerät gebracht, das mit einer ganzen Reihe von Zubehör ausgestattet werden kann, um präzisere Schussergebnisse erzielen zu können. Das Bogenschießen bezeichnet man daher auch als Präzisionssport.
Laut einer amerikanischen Universität ist das Bogenschießen, nach Golf, die zweitschwierigste Sportdisziplin der Welt (bezogen auf die Technik und den Bewegungsablauf). Unser Sport fordert Geist und Körper und verlangt gleichermaßen Gleichmut, Konzentration, Genauigkeit und Durchsetzungsstärke. Darüber hinaus ist Bogenschießen die einzige olympische Sportart, bei der sich Behinderte und Nichtbehinderte im sportlichen Wettkampf gemeinsam messen können.
Bogenschießen kann man das ganze Jahr über, in der Halle oder im Freien, mit Freunden oder alleine, ausüben. Es ist ein interessanter Freizeitsport, der keine Altersgrenzen kennt und bei dem Geschicklichkeit und Konzentration weitaus wichtiger sind als übermäßige Kraft und überdies mit einem sehr geringen Verletzungsrisiko – im Vergleich zu anderen Sportarten – behaftet ist. Bei bestimmten Behinderungen und Erkrankungen stellt der Bogensport eine ideale Möglichkeit dar, sich sportlich zu betätigen und wird oftmals als Therapie vorgeschlagen.
Bei einem WA-Turnier im Freien, einem Wettkampf in dem 72 Pfeile auf verschiedene Distanzen (Einteilung nach Altersklasse) geschossen werden (bei einer Dauer von bis zu sechs Stunden), werden allein zum Holen der Pfeile rund 4 km zurückgelegt. Beim Jagd- und Feldbogenschießen legt man teilweise noch erheblich längere Wegstrecken in abwechslungsreichem Gelände, zumeist mit erheblichen Höhenunterschiede zurück. Diese körperliche Betätigung ist neben der eigentlichen Schießbelastung sehr nützlich und fördernd für den Gesamtorganismus.
Daneben sind Ausdauer, innere Ruhe und Ausgeglichenheit günstig für die Ausübung – aber auch angenehme Effekte dieser Sportart. Nicht zuletzt wegen der in der Regel abgeschiedenen Lage der Bogenplätze bilden diese geradezu Oasen der Erholung vom Stress und Alltagslärm. Neben der körperlichen Belastung erfordert der Bogensport auch eine Notwendigkeit zu mentalen Übungen.
Nur ein ruhiger, entspannter und konzentrierter Geist ist zu guten Leistungen fähig. Schon der Anfänger lernt schnell, dass nicht Wille und Ehrgeiz zu einem guten Trefferbild führen, sondern Konzentration, Gelassenheit und beständiges Üben mit korrekter Technik. Beim perfekten Schuss aber wird man oft durch eine besondere Magie belohnt:
Alles stimmt – der Stand, die Spannung, das Gefühl –
und man spürt es, – nein, man weiß es einfach:
noch bevor man den Pfeil ablässt, weiß man, dass er trifft.
Man hat schon getroffen, bevor man geschossen hat!
Der Pfeil löst und man sieht ihn fliegen auf dem Weg zum Ziel …
– und er trifft – genau ins Zentrum!
Da man diese Eigenschaften auch im täglichen Leben benötigt, nutzt man in Asien unter anderem das Bogenschießen seit Hunderten von Jahren, um Menschen gleichermaßen Gleichmut, Konzentration, Genauigkeit und Durchsetzungsstärke zu vermitteln.
Text: © Bert Mehlhaff
Fotos: © Martina Berg
Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt intuitiv mit einem Hybridbogen, ist DFBV-Trainerin und Lippische Meisterin mit dem traditionellen Bogen. Als engagierte Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Zusammen mit Bert Mehlhaff schreibt sie Bücher für Bogenschützen.