Compoundbogen RTS (Ready to shoot) – was bedeutet das?

Ready to shoot (RTS) und ready to hunt (RTH) – zwei Begriffe, die von Anfängern im Bogensport oft falsch verstanden werden!

„Egal, ob Sie Groß- oder Kleinwild mit dem Bogen jagen, mit dem richtigen Compound-Bogensystem an Ihrer Seite können Sie nichts falsch machen. Generationen über Generationen von sorgfältig ausgereifter Technik und Konstruktion des Bogenschießens vereinen sich zu einem perfekten Jagdwerkzeug, das die Steinzeit mit der Moderne verschmilzt“ (so die Hersteller). All diese Forschungs- und Entwicklungsarbeiten können manchmal mit hohen Anschaffungskosten einhergehen. Insbesondere für Anfänger, die ihre erste Ausrüstung erwerben. Um diesem Problem zu begegnen, haben die Hersteller die beiden Varianten des Ready to shoot und Ready to hunt ins Leben gerufen.

Diese beiden Formulierungen könnte man auch im weitesten Sinne mit „schussbereit“ übersetzen. Um hier ein wenig Licht in das Dunkel zu bringen, müssen wir zunächst die beiden Begriffe genauer unterscheiden.

RTS – Ready to Shoot

Hier bieten namhafte Hersteller von Compoundbögen ein Komplettset für den Anfänger an, das „keine Wünsche offen lässt“. Anbauteile wie Pfeilauflage, Visier, Loop und ein Peep-Sight sind bereits vormontiert. Ein Montageköcher und ein Stabilisator liegen oft dem Set bei und können einfach selbst und problemlos montiert werden.


Fred Bear Cruzer G-2 RTH – SET

Bei der mitgelieferten und bereits vormontierten Pfeilauflage handelt es sich um eine sog. „offene“ Auflage, bei der der Pfeil ohne eine zusätzliche Halterung auf dem Auflagefinger oder dem Blade der Auflage ruht. Der Anwendungsbereich dieser Ready to shoot Pakete liegt im und beim 3D- und Target schießen.

Hier beispielhaft eine offene Compound Pfeilauflage – die Infitec Pfeilauflage CP Crux Pro:

RTH – Ready to Hunt

Bei diesen Komplettpaketen handelt es sich um Sets, die ausschließlich für den Jagdsport zusammengestellt sind. Besonders die Pfeilauflage unterscheidet sich in ihrer Funktionsweise deutlich von der oben beschriebenen „offenen Pfeilauflage“. Bei den Hunter Pfeilauflagen handelt es sich oft um sogenannte Drop away oder Biscuit Auflagen. Hierbei werden die Pfeile durch einen von oben kommenden Bügel fest auf der Auflage gehalten. Bei den Biscuit Varianten wird der Pfeil mittels kleiner Bürstenstreifen oder eines Bürstenrings festgehalten.

Hier als Beispiel für eine Biscuit-Auflage die Booster Pfeilauflage Whisker Biscuit Camo:

Und hier die NAP Pfeilauflage Apache Drop-Away APGCM als Beispiel für eine Drop-Away Pfeilauflage:

Dieses ermöglicht dem Jagdschützen, den bereits aufgenockten Pfeil während der Pirsch und dem Bewegen im Gelände schussbereit auf der Auflage zu halten, ohne das er dabei herunter fällt.

So weit so gut! Aber was bedeutet das für den Anfänger?

Zunächst einmal nur, das er über einen Bogen verfügt, mit dem „man“ schießen kann. Das bedeutet aber nicht, dass dieser Bogen auf seine individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten abgestimmt und eingestellt ist. Um diese „individuellen Bedürfnisse und Fähigkeiten“ näher zu beleuchten, müssen wir beispielhat auf zwei Dinge näher eingehen.

Auszugslänge:

Auch für einen Anfänger im Bogensport ist es leicht nachzuvollziehen, dass es aufgrund der unterschiedlichen menschlichen Körpergrößen es auch zu unterschiedlichen Auszugslägen kommen muss. Ein Schütze mit einer Körperlänge von 190 cm hat eine andere Auszugslänge als eine Person mit einem Körpermaß von nur 168 cm. Aber gerade im Compoundbogenbereich ist es unerlässlich, die genaue Auszugslänge zu ermitteln und auch am Bogen einzustellen.

Wie diese Auszugslänge ermittelt wird, haben wir hier ausführlich beschrieben.

Das Peep-Sight/Sehnenvisier

Das Peep-Sight ist eine zusätzliche Zielhilfe für den Bogenschützen und wird in die Bogensehne eingesetzt. Der Compoundschütze schaut beim Zielen durch eine kleine Öffnung des Peep-Sights auf sein Fadenkreuz und erhält somit eine Linie, mit der das Ziel genau anvisiert werden kann. Aufgrund der unterschiedlichen Gesichtsformen und -längen beim Menschen ergeben sich auch unterschiedliche Abstände des Peep-Sights zum zielenden Auge. Diese Abstände und Besonderheiten müssen aber berücksichtig werden, damit das Peep auch richtig positioniert werden kann. Nur so ist gewährleistet, dass der Schütze einen korrekten Zielvorgang einleiten kann.

Weitere beachtenswerte und einstellbare Komponenten sind:

  • Körperliche Fähigkeiten des Schützen beim Kraftaufwand den Bogen auszuziehen. Dient als Grundlage zum richtigen Einstellen des Auszugsgewichts beim Bogen.
  • Fähigkeiten den ausgezogenen Bogen ruhig und konstant beim Zielen zu halten und zu kontrollieren.
  • Wird der Bogen in der Links- oder Rechtshandversion benötigt.
  • Welcher Pfeil (Spine) passt zu dem Auszugsgewicht und der Schaftlänge des Pfeils?
  • Welche zusätzlichen Ausrüstungsgegenstände wie Armschutz, Streifschutz, Seitenköcher oder Bogenschlinge werden benötigt?
  • Mit welchem Release soll geschossen werden? Handgelenksrelease oder Fingerrelease?

Release

Nahezu alle Compoundbögen werden heute mit einer mechanischen Lösehilfe, dem sogenannten Release geschossen. Für einen präzisen Schuss muss das Ablassen der Sehne so schnell und sauber wie möglich erfolgen. Dies kann ein gutes Release leisten: Es gibt die Sehne schnell und fast ohne seitliche Schwingungen frei. Für welchen Release-Typ Sie sich letztendlich entscheiden, hängt von Ihrer Erfahrung als Compound-Bogenschütze und Ihrer persönlichen Vorliebe ab. Manchmal müssen Sie einige Releases ausprobieren, bis Sie das optimal zu Ihnen passende gefunden haben.

Als kleine Vorentscheidungshilfe dient Ihnen unser Artikel Die verschiedenen Release-Typen für Compoundbögen.

Fazit

Alleine das richtige Ermitteln und Einstellen der korrekten Auszugslänge und die richtige Positionierung des Peep-Sights sowie das Herausfinden des richtigen Releases sind für einen Anfänger im Bogensport ohne fundierte Kenntnisse kaum durchführbar. Lassen Sie sich daher vom Fachhändler ihres Vertrauens beraten und die Einstellungen vor Ort durch einen versierten Techniker vornehmen. Oft gibt es auch im Verein einen erfahrenen Bogenschützen, der bei der Einstellung helfen kann. Es zahlt sich im wahrsten Sinne des Wortes für Sie aus!

Text: © Bert Mehlhaff
Fotos: © Hersteller, Martina Berg

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