Jeder Bogenschütze, der sich auch einmal in offiziellen Turnieren und Meisterschaften mit anderen messen möchte, wird sich mit dem Thema Bogensportverbände beschäftigen (müssen).
Wir möchten Ihnen in einer kleinen Reihe die verschiedenen Bogensportverbände mit ihren Besonderheiten und Tätigkeitsschwerpunkten vorstellen. Beginnen wir mit dem ältesten (gegründet 1861) und mitgliederstärksten deutschen Bogensportverband, dem Deutschen Schützenbund e.V.:
Mit ca. 1,35 Millionen Mitgliedern aus über 14.200 Vereinen (Stand: Januar 2021) und 20 Landesverbänden ist der Deutsche Schützenbund e.V. die größte deutsche Schützenvereinigung. Hauptsächlich handelt es sich bei den Mitgliedern allerdings um sogenannte „Traditionsschützen“, die in den diversen Schützenvereinen oft mehr die Geselligkeit pflegen denn den Schießsport ausüben. Die meisten der Sportschützen sind „Pulverschützen“, die Zahl der im DSB organisierten Bogenschützen konnte ich leider nicht in Erfahrung bringen. Er ist aber mit Sicherheit der deutsche Verband, der die meisten Bogenschützen unter seinem Dach versammelt hat.
Der DSB konzentriert sich (leider) fast ausschließlich auf die olympischen Recurveschützen. Er ist stark Leistungssport orientiert, daher vermutlich auch die Fokussierung auf den Recurvebogen, der (bisher?!) als einziger bei olympischen Spielen zugelassen ist.
Seine Sportordnung für Bogenschützen (die speziellen Regeln für den Bogensport findet man in Kapitel 6) richtet der Schützenbund an der Sportordnung der World Archery Federation (WA) aus, bei der er Mitglied ist.
Meisterschaften richtet der DSB jedes Jahr sowohl draußen als auch in der Halle aus. Dabei sind neben Recurvebögen auch Compound- und Blankbogen zugelassen. Um sich für deutsche Meisterschaften des DSB zu qualifizieren, muss ein Bogenschütze jedes Jahr von der Vereinsmeisterschaft über Kreis-, Bezirks- und Landesmeisterschaften bis zur DM „hocharbeiten“. Nimmt ein Schütze sowohl draußen als auch in der Halle teil, dann ist sein Turnierkalender schon recht gut gefüllt.
Außer den „normalen“ WA-Turnieren bietet der DSB auch eine Turnierreihe für das Feldbogenschießen und seit einigen Jahren auch für 3D an. Eine ausführliche Beschreibung der verschiedenen Wettkampfformate finden Sie auf der Homepage des DSB.
Ein Bogenschütze wird automatisch Mitglied im DSB wenn er Mitglied eines Vereins ist, der dem DSB angehört. Meist sind es Schützenvereine, die dem DSB angehören, es gibt aber auch etliche Sportvereine mit Bogensportabteilungen, die sich dem DSB angeschlossen haben.
Der DSB bietet sehr fundierte Trainerausbildungen, die aber momentan hauptsächlich auf olympische Recurveschützen ausgerichtet ist. Compoundschützen und traditionelle Bogenschützen laufen beim DSB leider nur „so nebenbei mit“. Selbst das Feldbogenschiessen (und erst recht das 3D-Bogenschießen) ist leider nur eine Randerscheinung beim Schützenbund.
Die Mitgliedschaft im Deutschen Schützenbund e.V. ist für einen Verein nicht gerade preiswert. Der Verband bietet aber auch einen sehr guten, umfangreichen Versicherungsschutz und viele weitere Leistungen für seine Mitglieder.
Ich selbst bin über meinen Heimatverein Bogensport Alverdissen Mitglied im Deutschen Schützenbund. An einigen Meisterschaften des Verbandes nehme ich auch gern teil. Das mich der Verband als traditioneller Schützin (Langbogen) und Compoundschützin nicht zu seiner Trainerausbildung zuläßt, hat mich schon sehr geärgert. Zumal ich auch mit einem olympischen Recurvebogen sehr gut umgehen kann, diesen aber nicht bevorzugt schieße.
Den Deutschen Feldbogen Sportverband (DFBV) e.V. werde ich dann in der nächsten Folge unserer kleinen „Bogensport-Verband-Reihe“ vorstellen.
Text: © Martina Berg
Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt intuitiv mit einem Hybridbogen, ist DFBV-Trainerin und Lippische Meisterin mit dem traditionellen Bogen. Als engagierte Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Zusammen mit Bert Mehlhaff schreibt sie Bücher für Bogenschützen.