Wer seinen Bogen liebt, der sollte ihm auch ein gewisses Maß an Pflege und Sorgfalt gönnen. Die nachfolgenden Tipps sind alle praxiserprobt und sorgen für ein langes Bogenleben.
1. Spannen Sie Ihren Bogen immer mit einer Spannschnur
Viele Bogenschützen finden es ja „uncool“ eine Spannschnur zu benutzen, um den Bogen auf- und abzuspannen. Klar sieht die Durchsteigemethode eleganter aus und geht auch schneller. Aber trotzdem: Nehmen Sie immer, wirklich immer eine Spannschnur (oder eine Spannhilfe)! Damit geht es leichter und der Bogen wird vor Beschädigungen geschützt. Vor allen Dingen verhindert man damit ein Verdrehen der Wurfarme. Und mit verdrehten Wurfarmen trifft man nicht einmal mehr ein Scheunentor aus drei Metern Entfernung! Ich habe immer die Flex Tringer dabei. Diese Spannschnur hat rutschfeste Auflageteile und läßt sich einfach auf die benötigte Länge einstellen. Compoundbögen bleiben übrigens immer gespannt.
2. Spannen Sie Ihren Bogen bei längeren Schießpausen ab
Die heutigen Bogenmaterialien sind zwar nicht mehr so empfindlich gegen Leistungsverlust bei Dauerspannung. Trotzdem sollte man seinem Bogen ab und an mal eine Erholungspause gönnen. Spannen Sie ihn ab, wenn Sie ihn längere Zeit (einige Wochen oder Monate) nicht schießen werden. Dies gilt nur für Recurve- und Langbögen. Compoundbögen bleiben immer gespannt. Denn um einen Compoundbogen spannen und abspannen zu können, benötigt man eine Bogenpresse. Aufgrund ihrer Bauweise erleiden Compoundbögen keinen Leistungsverlust wenn sie gespannt bleiben.
3. Lagern Sie Ihren Bogen richtig
Gerade bei einteiligen Holzbögen sehe ich es leider oft: der abgespannte oder sogar gespannte Bogen wird einfach aufrecht in eine Ecke gestellt. Über einen längeren Zeitraum ist diese Methode nicht gut für die Wurfarme. Lagern Sie einteilige Bögen entweder liegend oder waagerecht aufgehängt. Eine entsprechende Halterung für die Wand ist nicht nur nützlich sondern auch recht dekorativ.
4. Schützen Sie Ihren Bogen vor hohen Temperaturen
Lassen Sie Ihren Bogen auf keinen Fall ungeschützt bei großer Sommerhitze über einen längeren Zeitraum in einem Auto. Gerade die modernen Bögen reagieren wesentlich empfindlicher auf hohe Temperaturen als einfache Holzbögen. Hochleistungswurfarme sind fast immer aus verschiedenen Materialien gefertigt, die sich bei Hitze unterschiedlich ausdehnen. Dies kann durchaus dazu führen, das die Wurfarme nicht mehr zu gebrauchen sind.
5. Schießen Sie Ihren Bogen niemals ohne Pfeil
Sogenannte Leerschüsse sind Bogenschüsse ohne Pfeil. Und die sollten Sie auf jeden Fall vermeiden. Denn statt wie gewollt auf den Pfeil, überträgt sich bei einem Leerschuß die gesamte freiwerdende Energie auf den Bogen. Das ist nicht gut und kann zum Bruch des Bogens führen. Gerade Compoundbögen sind da sehr empfindlich. Hier führt meist schon ein Leerschuß zur Zerstörung der Cams und die Reparatur – wenn überhaupt möglich – wird richtig teuer.
6. Schießen Sie nicht mit zu leichten Pfeilen
Zu leichte Pfeile beschädigen auf Dauer Ihren Bogen. Jeder Schuß mit einem zu leichten Pfeil ist quasi ein „Mini-Leerschuss“. Das Mindestpfeilgewicht sollte 9 grain pro lbs Zuggewicht nicht unterschreiten. Bei einem 30-lbs-Bogen bedeutet dies: 30 x 9 = 270 grain.
7. Achten Sie auf die richtige Standhöhe bei Ihrem Bogen
Was das ist und warum man aus schießtechnischer Sicht nur mit der richtigen Standhöhe schießen sollte, haben wir hier bereits ausführlich beschrieben. Außerdem sorgt die richtige Standhöhe für eine längere Lebensdauer von Bogen und Sehne. Denn nur eine richtig eingestellte Sehne sorgt für die optimale Energieübertragung auf den Pfeil und schont so Sehne und Bogen.
8. Schützen Sie Ihren Bogen vor Nässe
Das soll nun nicht heißen, dass Sie bei Regen nicht Bogenschießen sollen. Ganz im Gegenteil, denn auch das kann durchaus Spaß machen. Auch ein Turnier wird nicht abgebrochen nur weil es zu regnen beginnt. Aber nach dem Turnier oder dem Regentraining sollten Sie Ihren Bogen sorgfältig trocknen und erst dann wegpacken.
9. Wachsen Sie regelmäßig die Bogensehne
Warum und wie können Sie hier in unserem ausführlichen Artikel „Eine Bogensehne wachsen – warum, wie oft und wie?“ nachlesen.
10. Wechseln Sie beschädigte Sehnen aus
Wo wir gerade schon bei der Sehne sind: die Bogensehne ist ein Verbrauchsmaterial. Maschinell gefertigte Recurvebogensehnen halten bei normaler Beanspruchung durchschnittlich 2.000 bis 3.000 Schuß. Handgefertigte Bogensehnen meist wesentlich länger. Häufiges Anschlagen an den Armschutz verkürzt die Sehnenlebensdauer erheblich. Prüfen Sie Ihre Sehne regelmäßig. Gelöste oder lockere Mittenwicklungen sollten Sie sofort reparieren (lassen). Sobald ein Sehnenstrang gerissen ist, muss diese Sehne SOFORT ausgetauscht werden. Eine reißende Sehne kann zu sehr schmerzhaften Verletzungen führen!
11. Kontrollieren Sie regelmäßig alle Schrauben
Ich habe es schon oft erlebt, dass einem Schützen während des Trainings oder sogar beim Turnier das Visier abgefallen ist. Das hat übrigens NICHTS mit schlechter Qualtät zu tun. Auch der „böse“ Händler, der Ihnen den Bogen und/oder das Visier verkauft hat, ist daran nicht Schuld. Schrauben können sich lockern. Schrauben an einem Bogen besonders leicht, da die Vibrationen bei jedem Schuß doch recht heftig sind. Daher ganz wichtig: Jeder Bogenschütze ist für sein Material selbst verantwortlich und muss regelmäßig alle Schrauben an seinem Bogen kontrolieren und bei Bedarf wieder festziehen.
12. Nutzen Sie Ihren Bogen nur zum Bogenschießen
Ein komischer Tipp finden Sie? Ja, eigentlich schon. Aber Sie glauben gar nicht, was ich da alles schon gesehen habe. Eine der beliebtesten Zweckentfremdungen ist die als Wanderstock auf einem 3D-Parcours. Auch als Angelrute eignet sich ein einteiliger Langbogen. Oder man versucht damit hochhängende Äpfel vom Baum zu schlagen… Wenn Sie noch lange Freude an Ihrem Bogen haben wollen, dann benutzten Sie ihn nur zu seinem eigentlichen Zweck: Pfeile fliegen zu lassen!
Leider weiß ich aus eigener leidvoller Erfahrung, dass solche Tipps wie diese zur Bogenpflege meist nur flüchtig zur Kenntnis genommen werden. Doch kaum Jemand nimmt sich die Zeit, diese auch zu befolgen. Im Schadensfall ist dann das Jammern groß – und Schuld ist ja eh immer nur das Material, der Händler oder der Trainer. Darum ein letzter Tipp:
13. Terminieren Sie feste Termine für die Bogenpflege
Tragen Sie regelmäßige Termine in Ihrem Kalender ein und halten Sie diese ein. Denn mit gepflegtem Bogensportmaterial macht das Bogenschießen nochmal soviel Spaß! Außerdem spart die turnusmäßige Pflege auch richtig Geld. Denn je früher Sie ein Problem erkennen, desto günstiger ist die Behebung.
Text und Fotos: © Martina Berg
Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt intuitiv mit einem Hybridbogen, ist DFBV-Trainerin und Lippische Meisterin mit dem traditionellen Bogen. Als engagierte Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Zusammen mit Bert Mehlhaff schreibt sie Bücher für Bogenschützen.
Nice, vielen Dank für die hilfreichen Informationen!
Toller Artikel, alles, was man wissen sollte, nicht nur als Einsteiger. Vielen Dank für die umfassende Auflistung.