Okay, vielleicht nicht jeder. Ein traditioneller Schütze mit einem einteilgen Jagdrecurve-, Primitiv- oder Langbogen hat ja nicht so viele bogenbezogene Tuningmöglichkeiten. Er braucht nicht unbedingt umfangreiche schriftliche Aufzeichnungen, um nach einer Änderung an seiner Ausrüstung gegebenenfalls den ursprünglichen Zustand wieder herstellen zu können.
Aber für einen olympischen Recurveschützen oder einen Compoundschützen sollte die Führung eines Bogenpasses Pflicht sein. Denn nichts ist Ärgerlicher, als wenn durch eine Änderung am Bogen die für mich optimal passende Abstimmung meines Bogens plötzlich nicht mehr stimmt und ich den Urzustand nur mühsam durch Versuch und Irrtum wieder herstellen kann.
Veränderungen sollten Sie bei Bedarf rückgängig machen können
Dabei spielt es keine Rolle, ob diese Änderung nun bewußt beispielsweise durch einen Zubehörwechsel erfolgt ist. Oder ungewollt durch einen technischen Defekt oder eine Nachlässigkeit wie die nicht geschlossene Bogenschlinge. Der Schütze in diesem Video wird wohl nach diesem Schuß so einiges an seinem Bogen neu einstellen müssen (sofern die Wurfarme das überlebt haben):
Stellen Sie sich vor, Sie möchten von Ihrem Bogen, den Sie bereits schießen und der hundertprozentig zu Ihnen paßt, ein zweites Exemplar besitzen. Als Ersatzbogen. Oder Ihr Bogen wurde gestohlen oder ging anderweitig verloren. Ohne Ihre Aufzeichnungen im Bogenpass müssen Sie nun mühsam alle Bogenteile neu zusammenstellen und die Einstellungen komplett neu ausschießen.
Wissen Sie, welcher Button, welche Pfeilauflage und welches Visier derzeit an Ihrem Bogen ist? Und welche Einstellungen diese haben? Wie lang ist die Sehne, welches Sehnenmaterial und welche Strangzahl hat sie? Die Standhöhe sollten Sie eigentlich ständig parat haben. Aber wenn Sie mehr als einen Bogen schießen dann sind Notizen dazu schon sinnvoll.
Ich habe diese Daten nicht im Kopf! Und weil ich mein Gedächtnis auch nicht mit diesen eigentlich unwichtigen Details belasten will, führe ich für jeden meiner Bögen einen Bogenpass. Dieser enthält alle technischen Daten meiner Ausrüstung und – sofern nötig und sinnvoll – auch die entsprechenden Einstellungen / Abstände / Maße.
Bogen-Tuning heißt ausschießen und testen
Tuning bedeutet ausschießen und testen. Das bedeutet Veränderung. Veränderung an der Ausrüstung und dann ausprobieren, ob die neue Einstellung besser ist als die alte. Und wenn nicht? Dann ist es sinnvoll, wenn man relativ einfach wieder zurück kann. Und zwar ohne viel „Herumprobieren“ und von jedem Punkt der Veränderung aus.
Das geht nur mit entsprechenden Notizen. Die man am Einfachsten in einem Bogenpass sammelt. Geht natürlich mit einer Loseblattsammlung, ist aber mit einem Bogenpass in Buchform einfach praktischer und komfortabler.
Beispiel für einen / meinen Bogenpass
Was aber sollte so ein Bogenpass nun enthalten? Neben den Standarangaben wie Mittelteildaten (Größe, Modell), Zuggewicht, Standhöhe und Auszugslänge gibt es noch eine Vielzahl von sinnvollen Daten.
Hier beispielhaft einige Seiten aus meinem persönlichen Bogenpass für meinen Recurvebogen:
Für ein effektives Tuning sind folgende Daten unabdingbar:
- Tiller oben und unten
- Einstellungen des Buttons
- Einstellung der Pfeilauflage
- Sehne (Länge, Material, Strangzahl)
und vieles mehr. Hilfreich ist da unser Bogenpass für Recurvebogen, aus dem auch meine Beispielseiten oben sind. Die Datenmenge für Compoundbögen ist noch umfangreicher – auch dafür bieten wir Ihnen einen Bogenpass für Compoundbogen in Buchform an.
Lohnt sich die Mühe?
Natürlich ist es beim ersten Mal eine ganz schöne Menge Arbeit, bis der Bogenpass komplett ausgefüllt ist. Aber es lohnt sich! Zum einen lernen Sie Ihren Bogen beim Ausfüllen so richtig kennen und zum zweiten spart er später mit Sicherheit sehr viel Zeit. Versprochen!
Übrigens enthält unser Schießbuch für Bogenschützen je einen Bogenpass für Recurve- und Compoundbogen.
Führen Sie einen Bogenpass? Wenn ja, in welcher Form? Wenn nein, warum nicht?
Text und Fotos: © Martina Berg
Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt intuitiv mit einem Hybridbogen, ist DFBV-Trainerin und Lippische Meisterin mit dem traditionellen Bogen. Als engagierte Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Zusammen mit Bert Mehlhaff schreibt sie Bücher für Bogenschützen.
Hallo , ich weiß nicht ob es bisher niemanden aufgefallen ist , aber in dem Bogenpass ist der Tiller oben geringer als unten . Eigentlich sollte es genau umgedreht sein !! Viele Grüße
Das ist richtig! Ist in meinem aktuellen Pass auch richtig eingetragen. VG Martina Berg