In der englischen Stadt York ist es Schotten angeblich bis heute erlaubt, andere Schotten mit Pfeil und Bogen zu erschießen. Das Gesetz entstand laut Überlieferung im Jahr 1415 nach einem Barstreit zwischen zwei schottischen Händlern, die auf die Straße gingen, um sich ein Duell mit Pfeil und Bogen zu liefern.
Die Schotten galten allgemein zu dieser Zeit als Streithähne, besonders wenn sie getrunken hatten. Der damalige Bürgermeister, Nicholas Blackburn, konnte sie aber weder aus seiner Stadt verbannen, noch konnte er sie für ihre Taten mit dem Tode bestrafen. Schottlands Adel galt als besonders reizbar und derartige Handlungen hätten zwangsweise zu politischen Problemen geführt.
Nach dem oben genannten Duell war Blackburn verzweifelt und tat das, was man in England dann so tut: Er betrank sich in einer Bar. Die Wirtin riet ihm schließlich dazu, Schotten zu erlauben, sich gegenseitig mit Pfeil und Bogen zu „erlegen“. Das sollte dazu führen, dass sich die Sippen der beiden Streithähne gegenseitig angreifen – was dann schließlich auch so geschah. Nach diesem Streit hielten sich Schotten bis auf wenige Ausnahmen von der Stadt fern.
Im kleinen Örtchen York in England ist es daher auch heute noch offiziell erlaubt, einen Schotten, der Pfeil und Bogen mit sich trägt, zu erschießen, außer jedoch an einem Sonntag, dann macht man sich strafbar.
Die York Bewohner Gill und Ewan Main bemühten sich 2006 darum, das Gesetz streichen zu lassen. Mit einer Unterschriftenaktion versuchten sie die Beziehungen zwischen England und Schottland zu verbessern und für Frieden zu sorgen. Wer unterschreibt, verpflichtet sich nie einen Schotten mit Pfeil und Bogen zu erschießen.
Bisher ist dieses Unterfangen aber erfolglos geblieben. Wieviele Unterschriften die Main-Brüder im Rahmen ihrer Aktion gesammelt haben, entzieht sich meiner Kenntnis.
Vielleicht wissen Sie ja, wie der aktuelle Stand der Bemühungen um die Abschaffung dieses Gesetzes ist. Dann lassen Sie uns doch an Ihrem Wissen teilhaben und schreiben Sie einen Kommentar zu diesem Beitrag.
Foto: © Martina Berg
Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt intuitiv mit einem Hybridbogen, ist DFBV-Trainerin und Lippische Meisterin mit dem traditionellen Bogen. Als engagierte Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Zusammen mit Bert Mehlhaff schreibt sie Bücher für Bogenschützen.
Die Behauptung, es sei auch heute noch gesetzlich erlaubt, Schotten in York mit dem Langbogen zu erschießen, scheint sich selbst in England hartnäckig zu halten. Dazu die Übersetzung eines im Original englischen Dokuments:
Juristische Kuriositäten: Tatsache oder Fabel?
Dieses informelle Dokument wurde erstellt vom Team der Rechtskommission zur Aufhebung obsoleter Gesetze, zur Beantwortung von Fragen bezüglich angeblicher alter Gesetze, die sie regelmäßig erhalten.
Angebliches Gesetz:
Es ist legal, am Sonntag in der Cathedral Close in Hereford einen Waliser mit einem Langbogen zu erschießen; oder nach Mitternacht innerhalb der Stadtmauern von Chester; oder einen Schotten innerhalb der Stadtmauern von York, außer an einem Sonntag
In Kraft? Nein
Kommentar
Es ist illegal, einen Waliser zu erschießen oder Schotten (oder andere), unabhängig von Tag, Ort oder Wahl der Waffen. Die Idee, dass dieses Gesetz vielleicht einmal erlassen wurde, scheint von eine Ausgangssperre für Waliser in der Stadtordnung von Chester aus dem Jahr 1403 herzurühren, die im Zusammenhang mit dem Glyndŵr-Aufstand erlassen wurde.Ob dieser Erlass jemals wirklich existierte, ist nicht klar.
Die Quellen für die anderen Städte sind unklar. Hereford, wie auch Chester, wurde häufig im Mittelalter von Wales angegriffen.
Das Verbot rechtswidriger Tötungen wird heute vom Strafrecht gedeckt;
siehe auch Art. 2 der Europäischen Menschenrechtskonvention
zum Recht auf Leben.