Fantastischer Bogensport-Urlaub in Stuhlfelden

Gerade planen wir unsere diesjährige Bogensport-Reise nach Stuhlfelden, Europas erstem Bogensportdorf (leider ist diese Reise bereits ausgebucht). Und da Vorfreude ja immer mit die größte Freude ist, möchte ich Ihnen heute von unserem letztjährigen Urlaub in Österreich berichten:

Da geht es nach Stuhlfelden – Foto: © Martina Berg

Stuhlfelden liegt inmitten des Nationalparks Hohe Tauern im Salzburger Land. Im Winter wimmelt es hier von Skiläufern, im Sommer von Bogensportlern. Das Bogendorf Stuhlfelden wurde 2003 von Werner Gandler und Heinz Steiner gegründet. Das kleine Dorf bietet für Bogensportler eine WA Outdoor Anlage (Scheiben und 3D-Tiere in 20 bis 70 m Entfernung), eine Indoorhalle sowie drei 3D-Parcours (2 mit 28 Zielen, 1 mit 16 Zielen). Komplettiert wird dieses Angebot von einem kleinen Bogenshop, der auch Bogensportausrüstungen verleiht.

Nach einer Fahrt von über 8 Stunden erreichten wir (Bert, Martina und Meinolf) am frühen Nachmittag unser Ziel. Familie Niere war schon vor uns angekommen, zwei weitere Bogenschützen aus Blomberg wollten am nächsten Tag noch dazukommen. Damit war unsere kleine Gruppe lippischer Bogenschützen komplett.

Wir wohnten im Gasthof Flatscher, der für Bogenschützen spezielle Pauschalangebote hat, die ein ausgesprochen günstiges Preis-Leistungsverhältnis bieten. Mir hat es sehr gut gefallen: moderne, großzügige Zimmer, leckeres Essen, ein gemütlicher Biergarten, guter Service und überaus nette Gastgeber – was will man mehr.

Gasthof Flatscher in Stuhlfelden – Foto: © Martina Berg

Etwas geschafft von der doch recht langen Anreise ließen wir es den ersten Tag ruhig angehen: erstmal richtig ankommen, auspacken, ein kurzes Schläfchen, ein gemütlicher Dorfspaziergang mit Besichtigung des Schießplatzes und der Indoor-Anlage, Abendessen und nette Gespräche bei Wein und Apfelsaftschorle (für mich) zum Tagesabschluß.

Übrigens ist die Indoor-Anlage nicht so der Hit: ein katakombenähnliches Gewölbe im Keller eines Gasthauses, das im ersten Moment leichte Beklemmungsgefühle auslöst. Aber besser als Nichts, wenn das Wetter nicht mitspielt. Wir haben die Anlage – zum Glück – nicht einmal in Anspruch nehmen müssen.

Der Gasthof Flatscher liegt zwar direkt an einer vielbefahrenen Straße. Perfekt schallisolierte Fenster sorgen aber in den Zimmern für himmlische Ruhe. Ich habe bereits in der ersten Nacht und in allen folgenden Nächten hervorragend geschlafen.

Morgens trafen wir uns alle (oder besser gesagt fast alle) um 8 Uhr zum gemeinsamen, ausgiebigen Frühstück. Auch hier gab es nichts zu meckern: Frühstücksbüfett mit großer Auswahl. Und auch Sonderwünsche waren für die Küche nie ein Problem.

So gestärkt ging es erstmals mit den Bögen auf den Schießplatz. Stuhlfelden liegt 800 m ü.A. (über Adria). Die Höhe und damit der veränderte Luftdruck wirkt sich auf den Pfeilflug aus (das war mir auch neu) und so mussten unsere Visierschützen erst einmal ihre neuen Einstellungen finden.

Auf dem Schießplatz – Foto: © Martina Berg

Danach ging es dann – endlich! – auf den ersten 3D-Parcours. Wie lange hatte ich mich darauf schon gefreut (obwohl ich befürchtete, bereits nach dem ersten Parcoursgang meinen Pfeilvorrat aufgebraucht zu haben). Der 3D-Parcours Wilhelmsdorf mit insgesamt 28 3D-Tieren war unser erstes Ziel. Zum Eingewöhnen wollten wir aber nur die ersten 9 Ziele schießen und dann vorzeitig aussteigen. Sechs „Lippische Schützen“ machten sich also auf den Weg und ich bekam vom ersten Moment an das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Das ist definitiv mein Ding, auch wenn ich am ersten Tag meist erst mit dem vierten, selten mit dem dritten Pfeil traf.

Komisch, das Tier steht immer noch… – Foto: © Martina Berg

Nachdem wir Ziel 9 (ein weiter Hochschuß auf einen sitzenden Timberwolf vor dunklem Wald) absolviert hatten, entschieden Bert, Florian und ich uns dazu, auch noch den Rest des Parcours zu schießen. Die anderen drei Schützen brachen hier ab, holten das Auto und versorgten uns noch mit Proviant und Kamera. Wir drei hatten sehr viel Spaß auf dem schweißtreibenden „Restparcours“ und wurden auch immer besser. Die Pfeilverluste hielten sich in Grenzen – nur die Schneehühner verschluckten einen Pfeil und Florian meinte ausgerechnet am letzten 45-m-Schuß auf einen Eisbären noch einen Leuchtnock von Bert zerschießen zu müssen. 🙂

Übrigens war einer der schönsten und schwierigsten Schüsse auf diesem Parcours der auf ein Bisonkälbchen, das in einer Entfernung von circa 45 Metern jenseits einer tiefen Schlucht stand.

Die Berg beim Bergaufschuß – Foto: © Bert Mehlhaff

Gerade rechtzeitig bevor es richtig heftig zu regnen begann, hatten wir nach sagenhaften 7 Stunden unseren ersten Parcours absolviert. Nass waren wir aber trotzdem – von Schweiß. Völlig geschafft aber hochzufrieden erreichten wir rechtzeitig zum Abendessen unser Hotel. Zum Glück war noch Zeit für eine erfrischende Dusche und ein kleines Regenerationsschläfchen.

Die Umgebung von Stuhlfelden bietet aber auch allerhand touristische und landschaftliche Höhepunkte, die man trotz aller Begeisterung für das Bogenschießen nicht ganz vernachlässigen sollte. Nachdem wir uns am Vortag ja wirklich richtig ausgepowert hatten, war heute „Sightseeing“ dran: wir fuhren mit zwei Autos nach Werfen, um die größte Eishöhle der Erde zu besuchen.

Unser „Chef“ packt den Wagen – Foto: © Martina Berg

Wir freuten uns auf eine gemütliche Autofahrt ohne nennenswerte Anstrengung bis kurz vor den Höheneingang und eine entspannende Höhlenbegehung. Tja, erstens kommt es anders, zweitens als man denkt… 🙂

Okay, bis zum Parkplatz war die Fahrt auch ganz gemütlich und die Strecke landschaftlich sehr schön und aussichtsreich. Kaum ausgestiegen, entdeckten wir aber eine Karte, die uns über den weiteren Weg zur Eishöhle aufklärte: bis zum Kassengebäude ging es zunächst etwa 15 Minuten bergauf. Von dort nochmals 20 Minuten bis zur Seilbahnstation. Dort hatten wir die Qual der Wahl: entweder weitere 90 Minuten zu Fuß steil bergauf oder die Seilbahn (Fahrtzeit 2 Minuten). Ratet mal, was wir gemacht haben?

Seilbahn zur Eishöhle – Foto: © Martina Berg

Zum Glück haben mich die anderen doch dazu überredet, trotz meiner panischen Angst vor Höhe die Seilbahn zu betreten. Mir wäre wirklich ein tolles Erlebnis entgangen!

Aber auch als wir die Seilbahn verließen, waren wir längst noch nicht da: eine weitere Viertelstunde ging es bergauf. Entschädigt wurden wir unterwegs aber durch fantastische Aussichten auf die Stadt Werfen, die Salzach und die Festung Hohenwerfen.

 

 

Blick auf Werfen – Foto: © Martina Berg
Weg zum Höhleneingang – Foto: © Martina Berg
Pause! – Foto: © Martina Berg

Aufgrund des schönen Wetters war der Besucherandrang glücklicherweise recht überschaubar. Wir warteten nur etwa 10 Minuten auf den Einlass.

Die im Jahr 1879 entdeckte Eisriesenwelt gilt mit einer Gesamtlänge von 42 km als die größte Eishöhle der Welt. Sie ist noch immer nicht vollständig erforscht und wird bis heute nicht elektrisch beleuchtet. Am Eingang wird jeder dritte Besucher mit einer Karbidlampe ausgestattet und so geht es durch die faszinierenden Eiswelten.

Auch im Inneren der Höhle wird man nochmals körperlich gefordert: insgesamt sind 1.400 Treppenstufen zu bewältigen (700 rauf und 700 wieder runter). Damit werden etwa 250 Höhenmeter überwunden. Wichtig sind feste Schuhe und warme Kleidung. Handschuhe wären manchmal auch nicht schlecht gewesen, denn die Metallgeländer waren sehr kalt. Ist ja auch kein Wunder bei konstanten Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Der Weg durch die Höhle ist – leider – durch die spärliche Karbidbeleuchtung recht dunkel. Nur wenige besonders eindrucksvolle Eisfiguren werden vom Führer mittels Magnesium zusätzlich beleuchtet. Ein unvergessliches Erlebnis war die rund 70-minütige Höhlentour aber auf jeden Fall! Danke für Deine Ausflugsidee, Bert!

Müde Höhlenwanderer – Foto: © Martina Berg

Am kommenden Morgen regnete es leider recht ergiebig. Wir nutzten den Vormittag zu einem Besuch der nahegelegenen Stadt Mittersill. Na ja, nicht wirklich erholsam: durch Mittersill führt eine Hauptverkehrsstraße, auf der sich Autos, Motorräder und LKWs ohne Unterlass durch den Ort quälen. Gekrönt wurde dieser Ausflug vom „Genuss“ der schlechtesten Currywurst, die wir jemals gegessen haben.

Nachmittags klarte es kurzfristig auf. So konnten wir wenigstens auf dem Schießplatz noch einige Pfeile fliegen lassen.

Glücklicherweise hatte der Regen über Nacht aufgehört und wir machten uns zu viert (Bert, Florian, Meinolf und ich) auf, den 3D-Parcours Dechantkogel mit ebenfalls 28 Zielen zu absolvieren. Ein nicht ganz so anstrengender Parcours mit einem knackigen Anstieg und dann vielen flachen Wegen über Wiesen. Viele schöne Ausblicke auf Stuhlfelden, eine kleine Kapelle im Wald und zwei Labstationen machten diesen Parcours zum Genuss. Aber es gab auch anspruchsvolle Ziele mit interessanten Abschusspunkten. Und ich wurde immer besser: jetzt traf ich schon oft mit dem dritten, ja sogar mit dem zweiten Pfeil.

Am ersten Abschußpunkt des Dechantkogel-Parcours – Foto: © Martina Berg
Florian am Ziel 5 – ein Steilschuß in den Wald auf einen Fuchs – Foto: © Martina Berg
Etwas wackliger Stand auf einer Baumwurzel – Foto: © Martina Berg
Auf morastigem Untergrund – Foto: © Martina Berg

Ein toller Tag, der wie immer sehr entspannt und lustig bei einem guten Abendessen und anschließend im Biergarten des Hotels ausklang.

Der nächste Morgen war wieder sehr verregnet, ein Parcoursbesuch war zu gefährlich und sicherlich auch nicht wirklich spaßig. Also mal wieder „Touristentag“. Zell am See stand auf dem Programm. Okay, muss ich nicht wirklich nochmals haben. Alles fest in arabischer Hand, nahezu alle Beschriftungen nur in arabisch und englisch und mehr Frauen in Vollverschleierung als Europäer. Irgendwie gruselig. Obwohl der See ganz hübsch ist.

Zell am See – Foto: © Martina Berg
Angler im Regen auf dem Zeller See – Foto: © Martina Berg

Der nachmittägliche Besuch des Schießplatzes wurde von einem heftigen Regenschauer unterbrochen und nach kurzer Zeit komplett beendet. Das Abendessen entschädigte ein wenig für den durchwachsenen Tag. Und unseren Biergartenabend verlegten wir kurzentschlossen auf Nieres Balkon. War auch sehr lustig!

Hier verliert Kerstin gerade eine Flasche Beerenauslese an Bert – Foto: © Martina Berg

Zum Glück hielt das Wetter, was der Wetterbericht vorhergesagt hatte: von oben trocken, zwar bewölkt aber um die 20 Grad warm. Ideale Voraussetzungen für den dritten Stuhlfelder Parcours im Ortsteil Pirtendorf. Vermeintlich leicht – er ist ja mit 14 Zielen nur halb so lang wie die beiden anderen.

Doch bereits auf dem Parkplatz konnte ich mir die Bemerkung „flach ist auch etwas anderes“ nicht verkneifen. Trotzdem ließen wir – Bert, Florian und ich – uns natürlich nicht abschrecken. Der Pirtendorfer Parcours erwies sich dann als eine echte Herausforderung – Prädikat „nur für Fortgeschrittene mit wirklich guter Kondition“. Dauersteigungen von oft mehr als 15 %, schmale rutschige Pfade oberhalb eines reißenden Baches, eine fehlende Brücke und Ziele, die man vom Abschusspflock aus oft nur schemenhaft oder teilweise sehen konnte: es war schweißtreibend und sehr anstrengend. Also kurz gesagt: einfach klasse!

Da war es noch flach – Foto: © Martina Berg
Stolzer Schütze mit erlegter Beute – Foto: © Martina Berg

Auch diesmal haben wir uns wieder gesteigert. Ich schoss vom gleichen Pflock aus wie die Männer mit ihren Visierbögen und traf oft schon mit dem ersten Schuss – ein tolles Gefühl. Ziel Nr. 12 wird mir wahrscheinlich noch lange in Erinnerung bleiben: eine Gemse, von dem man nur ein Ohr wirklich sehen konnte. Trotz anfänglicher Bedenken wagte ich auch diese Schuss vom fernsten Pflock und sah dann das von meinem Pfeil durchbohrte Ohr in hohem Bogen davonfliegen. Und beim Pfeileziehen bzw. Ohr suchen zeigte sich dann sogar noch, dass diesmal nur ich getroffen hatte. Hach, war das schön! (auch wenn die Männer später komischerweise behaupteten, Ziel 12 hätte es gar nicht gegeben…). Jungs, ihr habt vergessen, das Beweisfoto zu löschen:

Nur noch „Einohr-Gemse“ – Foto: © Martina Berg
Beweisfoto Nummer zwei

Die Labstation am höchsten Punkt des Parcours hatten wir diesmal wirklich nötig. Wir freuten uns auf den Abstieg, aber der war auch nicht einfacher als der Aufstieg. Noch mehr als bergauf musste man jetzt aufpassen, wo man hintrat. Aber mit gegenseitiger Hilfestellung ging alles gut.

Labestation – in den Fässern links sind kühle Getränke – Foto: © Martina Berg

Dieser Parcours war wirklich der Hammer – aber ich habe mich selten so gut und zufrieden gefühlt wie nach der erfolgreichen Bewältigung. Im Hotel stand dann zuerst eine erfrischende Dusche auf dem Plan und ein Mittagsschläfchen. Am späteren Nachmittag machten wir uns dann nochmals auf zum Parcours Wilhelmsdorf, um noch einige Fotos zu machen. Bert, Kerstin und Peter begleiteten Florian und mich ohne Bogen. Wir schubsten noch einige Stöckchen, während Bert und Kerstin fotografierten. So gibt es jetzt auch endlich einmal ein paar Bilder von mir beim Bogenschiessen.

Immer regelgerecht: vorderer Fuß am Pflock! – Foto: © Bert Mehlhaff
Foto: © Bert Mehlhaff
Beim intensiven Fachfrauengespräch – Foto: © Bert Mehlhaff
Florian (und die stolze Mama) mit erlegtem Ast – Foto: © Bert Mehlhaff
Der Pfeil muß in den kleinen weißen Fleck vor der grünen Wand (und da landete er auch!) – Foto: © Bert Mehlhaff

Da es Abends wieder regnete, trafen wir uns wieder in „Balkonien“. Es war wie immer ein sehr schöner Abend. Schade, dass wir am nächsten Tag schon wieder Richtung Heimat mussten. Die Rückfahrt war über weite Strecken leider sehr nervig und anstrengend. Hohes Verkehrsaufkommen, zähfließender Verkehr, Staus und viele Baustellen. Aber Bert hat uns sicher nach Hause gebracht.

Mein Fazit dieser Bogensport-Intensivwoche in Stuhlfelden: der schönste Urlaub, den ich je gemacht habe! Wenn ich bedenke, dass ich noch zwei Tage vor der Abfahrt überlegt habe, ob ich nicht wegen meiner akuten Borreliose wegen ziemlich heftiger Schmerzen noch absage. Komischerweise waren meine Schmerzen trotz (oder wegen?) der körperlichen Anstrengungen in Stuhlfelden dann wie weggeblasen – ich habe mich so gesund wie lange nicht mehr gefühlt. Und geschlafen habe ich wie ein Baby.

Das Hotel war wirklich klasse – ein super Preis-Leistungsverhältnis. Zimmer toll, Essen toll, Personal und Service toll.

Aber das Beste war unsere Truppe, die sich gut verstanden hat und viel Spaß miteinander hatte. Dazu kamen meine sensationellen Fortschritten beim Schießen – ich habe in dieser einen Woche mehr gelernt als vorher in einem halben Jahr.

Ich freue mich schon auf das nächste Mal in Stuhlfelden. Das ist jetzt für den August geplant. Diesmal werden wir zu acht oder zu neunt fahren, lauter nette Leute.

Übrigens planen wir für dieses Jahr weitere Bogensport-Urlaube und Wochenendreisen für Bogenschützen. Alle Hotels und die dazugehörenden Bogensport-Angebote wurden von uns ausführlich getestet. Wer daran Interesse hat, sollte hier öfter einmal vorbeischauen und am besten unseren Newsletter abonnieren. Dort werden wir diese Touren rechtzeitig anbieten.

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