Die Jagdspitze – wozu wird sie benötigt?
Im Gegensatz zu den Feldspitzen, die im Bereich der Sportschützen ihre Anwendung finden, werden die Jagdspitzen ausschließlich für die Jagd benötigt. Diese Spitze wird im Englischen Broadhead genannt. Sie wird aus gehärtetem und scharf geschliffenem Stahl hergestellt, um einen sauberen Schnitt zu gewährleisten. Man unterscheidet zwei Varianten von Jagdspitzen.
Variante 1: Jagdspitzen mit feststehenden Klingen
Variante 2: Jagdspitzen mit ausklappbaren, mechanischen Klingen
Die feststehenden Jagdspitzen werden zum größten Teil bei der Jagd auf das sogenannte „starke Wild“ wie Rotwild, Schwarzwild, Großkatzen und Dickhäuter auf relativ kurze Entfernungen eingesetzt. Der Anwendungsbereich bei den mechanischen Spitzen liegt bei dem „schwächeren Wild“ wie Jungtiere und schwaches Wild.
Die besten Jagd- und Penetrationsergebnisse werden mit Spitzen mit zwei Schneiden erzielt.Die vorhandenen Hindernisse, wie Knochen, Sehnen, eine dicke Schwarte und Organe werden von der Klinge nur einmal durchtrennt. Dadurch wird der sog. Eindringwiderstand und die Reibung im Ziel deutlich verringert, als bei Jagdspitzen mit mehr als zwei Schneiden.
Ein wesentlicher und deutlicher Vorteil von mechanischen Spitzen besteht darin, dass die Flugbahn des Pfeils durch die geringe Windangriffsfläche kaum beeinflusst wird. Die Trefferergebnisse zwischen den Feldspitzen und Jagdspitzen ist mit kleinen Abweichungen nahezu identisch.
Eine mechanische Jagdspitze mit aufklappenden Klingen erfährt beim Auftreffen auf den Wildkörper einen spürbaren Energieverlust, welcher bei der mechanischen Öffnung (die Klingen klappen aus) an der Spitze entsteht. Auch ist zu berücksichtigen, dass solche Spitzen einen deutlichen Einfluß auf den Pfeilflug haben. Geübte Jäger, die mit Pfeil und Bogen auf die Jagd gehen, richten daher die Jagdspitze nach ihren Federn/Fahnen am Pfeil Schaft aus und reduzieren somit die negativen Einflüsse der aufklappbaren Klingen.
Bei beiden Varianten wird die Jagdspitze mittels eines Gewindes (8/32 Zoll) in das Insert oder Outsert im Pfeil montiert. Nähere Informationen zum Thema Inserts und Outserts finden Sie hier.
In Europa ist derzeit (Mai 2019) in folgenden Ländern die Bogenjagd als zusätzliche Jagdart erlaubt und wird auch ausgeübt: Dänemark, Belgien (Walonie), Grönland, Finnland, Estland, Åland, Frankreich, Italien, Spanien, Griechenland, Portugal, Bulgarien, Serbien, Kroatien, Slowakei (Gatter) und Ungarn.
Bitte beachten Sie: In Deutschland ist die Bogenjagd verboten!
Der Deutsche Bogenjagd Verband e.V. (DBJV) bietet jedem Interessierten eine Fülle an Informationen über die moderne Jagd mit Pfeil und Bogen.
Noch ein ganz wichtiger Hinweis zum Schluss: verwenden Sie keine Jagdspitzen, wenn Sie auf einem 3D-Parcours unterwegs sind oder auf Scheiben schießen. Die Spitzen sind nur für die Jagd auf echte Tiere geeignet. Die 3D-Ziele werden durch Jagdspitzen zerstört und sind daher auf allen Parcours zu Recht verboten!
Text: © Bert Mehlhaff / Martina Berg
Bilder: © Hersteller, DBJV e.V.
Martina Berg ist Chefin von Bogensport Deutschland. Sie schießt intuitiv mit einem Hybridbogen, ist DFBV-Trainerin und Lippische Meisterin mit dem traditionellen Bogen. Als engagierte Händlerin kennt sie sich auch mit Compound- und Recurvebögen aus. Zusammen mit Bert Mehlhaff schreibt sie Bücher für Bogenschützen.