Der ideale Compoundbogen für die Jagd – eine Einführung (Teil 1)

Hinweis zu den Produktbilder: Die Produktbilder in diesem Beitrag sind mit Links versehen. Einfach draufklicken und schon landen Sie auf der entsprechenden Angebotsseite von Bogensport Deutschland. Dort finden Sie ausführliche Infos zu dem jeweiligen Bogensportartikel und natürlich auch eine Bestellmöglichkeit.

Um mit einem Compoundbogen erfolgreich auf die Jagd gehen zu können, müssen zunächst einmal die technischen Rahmenbedingungen abgesteckt werden. Insbesondere auch wegen des technologischen Fortschritts in der Bogensporttechnik zieht die Jagd mit dem Bogen/Compoundbogen immer mehr Menschen weltweit an. Auch hier in Europa lassen zunehmend mehr Länder aufgrund der rasanten Entwicklung die Bogenjagd zu. In Deutschland ist die Bogenjagd (zur Zeit noch?) verboten.

Aufbau und Komponenten eines Compoundbogens

Zwei grundsätzliche Arten von Compoundbögen

Zunächst einmal unterscheidet man zwei Arten von Compoundbögen: Die erste Variante ist das Schießen mit einem Compoundbogen im Bereich des Sportschießens. Hierbei sind die Örtlichkeiten, die Entfernung zum Ziel und das ebene Gelände dem Schützen bekannt. Die zweite Variante ist das Schießen im unbekannten und unebenen Gelände wie Wald, Hügel und Ebenen sowie andere Geländeformen. Trotz ihrer sehr ähnlichen Bauart gibt es heutzutage sehr deutliche Unterschiede bei Sport- und Jagdschießen. Nach wie vor bedeutet die Benutzung auch moderner Jagdbögen für den Jäger ein ständiges Training (körperlich und mental), Abstimmung des Materials und Vorbereitung. Seit den Anfängen in den 1960 Jahren (USA) wurde die Technik innerhalb kürzester Zeit revolutioniert. Dank modernster Materialien, wie z.B. Karbon oder Kohlefasern, stellen die heutigen Bögen nahezu das Non plus Ultra in der Bogenjagd dar.

Der Compoundbogen für Wald und Flur und für die Jagd

Um erfolgreich mit einem Compoundbogen jagen zu können, sollte der jeweilige Achsstand (Länge von Achse zu Achse an den Cams) möglichst gering ausfallen, damit der Schütze eine bessere und optimale Manövrierfähigkeit im Gelände hat. Cams sind Umlenkrollen, die das maximale Auszugsgewicht von ca. 60 Pfund reduzieren. Hierbei kann eine Kraftaufwandsreduzierung von ca. 80 % erreicht werden. Grundvoraussetzung hierbei ist, dass die Auszugslänge perfekt an die körperlichen Voraussetzungen angepasst worden ist. Hierzu bieten die heutzutage hoch entwickelten Compoundbögen eine Vielzahl von Einstellmöglichkeiten über sog. Module an den Cams. Wer sich hierbei nicht so gut auskennt, sollte diese Arbeiten von einem Fachmann durchführen lassen.

Booster Compoundbogen CP XT 31.1 RTS – Komplettbogen für die Jagd – Bild anklicken!

Ebenso ist das richtige Auszugsgewicht ein entscheidender Faktor für ein erfolgreiches Schießen. Sollte das Auszugsgewicht zu hoch eingestellt sein, wird der Schütze Schwierigkeiten haben, den Bogen auszuziehen. Ist das Zuggewicht zu gering eingestellt, verliert der Pfeil an Geschwindigkeit und legt somit einen längeren Weg bis zum Wildkörper zurück. Nur durch möglichst hohe Pfeilgeschwindigkeiten erhöht sich die Treffergenauigkeit sowie die schnelle Tötung des Wildes.

Voraussetzung hierbei ist, dass der Schütze auf Jagddistanz mit jedem seiner Pfeile etwa eine handtellergroße Fläche konstant trifft. Viele Jagdbögen erreichen hier schon Pfeilgeschwindigkeiten von weit über 300 fps (feet per second) was umgerechnet ca. 330 km/h ausmacht. Um das Wild möglichst schnell und schmerzfrei zu erlegen, sollte eine Mindestgeschwindigkeit von 240 fps nicht unterschritten werden.

Verschiedene Pfeilauflagen für Compoundbögen

Grundsätzlich sind diese Pfeilauflagen äußerst fein justierbar und werden auf der horizontalen und vertikalen Ebene an den Bogen und den Pfeil, sowie seinem Gewicht exakt angepasst. Um hier einen optimalen Pfeilflug zu erreichen, sollten auch solche feinen Arbeiten von einem Fachmann vorgenommen werden, da schon kleinste Abweichungen in der Höhe und der seitlichen Ausrichtung das Schießergebnis stark zum negativen hin beeinflussen. Um solche Pfeilauflagen optimal nutzen zu können, ist ein regelmäßiges Kraft- und Techniktraining des Schützen erforderlich.

AAE CAVALIER Pro Blade Plus Pfeilauflage für Compoundbögen – Bild anklicken!

Zum Einsatz kommen auch sogenannte Drop-away und Whisker Biscuit Pfeilauflagen, wobei der auf der Sehne eingenockte Pfeil auf einem etwas größeren Auflagefinger in Position gehalten wird. Zur Unterstützung wird noch ein meist flexibler Trägerarm eingesetzt.

Hier ein Beispiel für eine Drop-away Pfeilauflage – die Apex Surge Drop-away Pfeilauflage:

Apex Surge Drop-away Pfeilauflage
Apex Surge Drop-away Pfeilauflage – Bild anklicken!

Eine Whisker Biscuit Pfeilauflage sieht so aus:

Booster Pfeilauflage Whisker Biscuit Camo – Bild anklicken!

Welche Visiereinrichtung sollte verwendet werden?

Die Entscheidung, welche Art und Ausführung von Visiereinrichtung am Compoundbogen installiert wird, ist den Vorlieben des Schützen vorbehalten. Viele Bogenjäger verwenden ein sogenanntes Jagdvisier, dass mit mehreren Pins in unterschiedlichen Farben ausgestattet ist. Die Pins, auch manchmal Stacheln genannt, werden auf unterschiedliche Entfernungen eingestellt. Jede Pinfarbe repräsentiert dann eine bestimmte, vorher ausgeschossene Entfernung. Dieses sollte vor dem ersten Jagdeinsatz im ebenen Gelände vorgenommen werden, da hier nahezu optimale Bedingungen vorherrschen. Bei diesem Vorgang kann der Schütze sich den ebenen Untergrund zu nutze machen um sein Material optimal abstimmen und einstellen zu können.

Ein Jagdvisier (drei verschiedene Ansichten) von Maximal:

Maximal Jagdvisier Dawn Toolless 3D – Bild anklicken!

Es können auch jederzeit sogenannte Compoundvisiere und Scopes zum Einsatz kommen.
Ein Visier ist eine Zielhilfe, die am Bogen angebracht wird. Es besteht beim Compoundbogen in der Regel aus einem Scope (oft mit einer vergrößernden Linse und einem Ziel-Pin) und dem eigentlichen Visier, das horizontale und vertikale Einstellungen erlaubt, um die Visiereinrichtung möglichst genau auf das Ziel auszurichten. Je feiner diese Einstellmöglichkeiten sind, desto teurer ist ein Visier.

Hochwertiges Compoundvisier von Axcel:

Axcel Compoundvisier ohne Verschluss-System – Bild anklicken!

Das Scope an einem Compoundvisier

Für Compoundvisiere gibt es unterschiedliche Scopes (auch mit Leuchtpin). Diese können je nach Geschmack des Bogenschützen und/oder der Art des Ziels variiert werden. Viele Scopes haben Vergrößerungslinsen oder Wasserwaagen. Die Linsen gibt es mit und ohne Bohrung (für Faserpins). Ein Leuchtpin hat den Vorteil, dass er einen sehr hellen Zielpunkt hat. Aber nicht jeder Bogenschütze findet des Leuchtpin als angenehm. Das für den Schützen angenehmste Scopes ist das Richtige.

Hier ein Beispielfoto für ein Scope:

Axcel Scope AccuView AV31 Plus

Das Peep-Sight oder Sehnenvisier beim Compoundbogen

Ein Peep-Sight ist ein Sehnenvisier, ein Kunststoff-oder Aluminiumstück mit einem kleinem Loch in der Mitte, das zwischen den einzelnen Strängen der Sehne in Höhe des Auges befestigt wird. Es ist die „Kimme“ beim Visieren eines Compoundbogenschützen. Es ist bei dem Installieren und der Ausrichtung darauf zu achten, das dieses Peep direkt vor dem zielenden Auge des Schützen positioniert wird. Aufgrund der unterschiedlichen Bogenlängen und dem sich daraus ergebenen unterschiedlichen Sehnenwinkel verfügen die meisten Peep-Sights heutzutage über zwei verschiedene Rillen am Außengehäuse, damit entweder ein Winkel von ca. 37° oder 45° eingerichtet werden kann.

Für das Einsetzten eines solchen Peeps benötigt man eine Bogenpresse, damit die Sehne, die im Ausgangszustand des Bogens unter erheblicher Spannung steht, vom Druck befreit wird und es dadurch möglich ist, die einzelnen Stränge der Sehne zu separieren um dann das Peep-Sight zu installieren. Es ist allerdings auch möglich, ein Peep-Sight ohne unter Zuhilfenahme einer Presse einzubauen. Dazu verwendet man einen Sehnenseparator, der mit etwas Druck zwischen die Sehnenstränge gedrückt wird, um diese auseinander zu drücken, damit dann ebenfalls das Peep eingesetzt werden kann. Aus jahrelanger Erfahrung in diesem Bereich rate ich allerdings von dieser Methode ab, da durch das unter Druck auseinanderspreizen der Sehnenstränge diese oftmals beschädigt werden. Ein Austausch der Sehne wäre dann nötig und ist mit unnötigen Kosten verbunden.

Als sinnvolles Zubehörteil können über ein Innengewinde in den Peep-Sight Gehäusen noch Linsen in unterschiedlichen Dioptrienvarianten eingesetzt werden. Diese lassen das Ziel klarer und deutlicher erscheinen.

Hier sehen Sie ein Peep-Sight, das in eine Sehne eingebaut ist:

Peep Sight in der Sehne eines Compoundbogens – Foto: © Martina Berg (Bogensport Deutschland)

Der Jagdpfeil für die Jagd mit einem Compoundbogen

Hierbei kommen wir zu einem sehr heiklen Bestandteil des Bogenschießens. Viele Schützen und Neueinsteiger in den Bogensport sind der Meinung, dass jeder Pfeil auf jeden Bogen gleichermaßen gut fliegt. Dieses ist allerdings nicht der Fall. Denn viele unterschiedliche Faktoren, wie Pfeilmaterial, Steifigkeit, Gewicht, Größe, Umfang, Nock, Pfeillänge, Spitze, Insert und Befiederung haben einen entscheidenden Einfluss auf den Flug. Um den richtigen Pfeil für einen optimalen Pfeilflug zu finden, sollten Sie sich von einem fachkundigen Bogensporthändler beraten lassen. Dieser wird schnell mit den von Ihnen benötigten Angaben wie Zuggewicht, Pfeillänge und Material (Karbon oder Aluminium) den richtigen Pfeil für Sie herausfinden.

In der Bogenjagd kommen oftmals Karbonpfeile, die ein geringeres Gesamtgewicht zu anderen Pfeilen aufweisen, zum Einsatz. Sie sind auch auf Grund ihrer Struktur oftmals viel widerstandsfähiger. Pfeile dieser Art fliegen mit Geschwindigkeiten von bis zu 350 fps schnell. Eine genaue Abstimmung zwischen Bogen- und Pfeilmaterial sind die absoluten Grundvoraussetzungen für ein erfolgreiches Bogenschießen das einen steten und perfekt geradlinigen Pfeilflug garantiert.

Die Jagdspitze

Die modernen Jagdspitzen, im englischen auch Broadheads genannt, bestehen heute zum größten Teil aus hochwertigem und stabilen Metall. Die zwei- oder mehr schneidigen Klingen sind meist hoch vergütet und Rasiermesser scharf. Es gibt eine Vielzahl von Modellen und Anbieter in diesem Bereich. Um effektiv jagen zu können, passt der Schütze die Klingen seinem zu bejagenden Wild an. Die Jagdspitzen sind ausgestattet mit einem Gewindegang und werden mittels eines Insert in den Pfeil geschraubt.

Hier ein Beispielfoto für eine Jagdspitze aus Metall:

Dirtnap Jadspitze DRT

Hier ein Beispielfoto für eine Jagdspitze aus Polymer:

Cold Steel Jagdspitze Cheap Shot Polymer – Bild anklicken!

Ausführlichere Informationen zum Thema Jagdspitzen finden Sie hier auf dem Blog von Bogensport Deutschland: Die Jagdspitze beim Bogenschiessen – Arten und Einsatzmöglichkeiten

Text: © Bert Mehlhaff – Bogensport Deutschland
Fotos © Hersteller

Der ideale Compoundbogen für die Jagd – eine Einführung (Teil 2)

3 Kommentare

  1. Zitat: „Ist das Zuggewicht zu gering eingestellt, verliert der Pfeil an Geschwindigkeit und legt somit einen längeren Weg bis zum Wildkörper zurück“ – Stimmt natürlich nicht! Der Weg vom Schützen bzw. von der Schützin zum Wild bleibt unabhängig von der Pfeilgeschwindigkeit gleich lang. Richtig ist, dass der Pfeil eine längere Zeit bis zum Ziel braucht. Damit ist die Flugbahn stärker gekrümmt und es muss höher gehalten werden. Außerdem hat Seitenwind einen größeren Einfluss auf die Flugbahn und bei sich (quer zur Schussrichtung) bewegenden Zielen muss weiter vorgehalten werden. Das macht das Treffen ungleich schwieriger, aber für Geübte nicht unmöglich.
    Zitat: „Um das Wild möglichst schnell und schmerzfrei zu erlegen, sollte eine Mindestgeschwindigkeit von 240 fps nicht unterschritten werden.“. – Entscheidend für ein möglichst schnelles und schmerzfreies Töten ist die Geschossenergie, gemessen in Joule. (J). Sie ergibt sich aus Pfeilmasse und Pfeilgeschwindigkeit nach der Formel
    E kin = m * v² , wobei m die Masse des Pfeils in kG und v die Geschwindigkei in m/s ist. Da die Geschwindigkeit quadratisch in die Gleichung eingeht, hat sie zwar den größten Einfluss, sie darf aber nicht durch zu leichte Pfeile erkauft werden. Beispiel: Bei einer Pfeilgeschwindigkeit von 240 fps und einer Masse von 300 grains beträgt die Energie ca. 52 Joule. Erreiche ich die 240 fps aber nur mit einem 150 grain Pfeil, beträgt die Energie nur ca. 26 J, was für eine Jagd nicht ausreicht.

  2. Beim nochmaligen Durchlesen meines Komentares ist mir aufgefallen, dass ich bei der Formel für die kinetische Energie den Faktor 0,5 vergessen habe. Richtig heißt es:
    Ekin = 0,5 * m * v² .
    Die Beispiel-Rechnungen sind korrekt, dort wurde der Faktor 1/2 mit eingerechnet.

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