Muss ich meinen Bogen immer abspannen?

Eine häufig gestellte Frage unserer Kunden ist „Muss ich meinen Bogen eigentlich immer abspannen?“.

Klare Antwort auf diese Frage: grundsätzlich nein, aber es gibt wie so oft auch Ausnahmen.

Es ist natürlich schon praktisch, den Bogen über Nacht oder auch ein paar Tage gespannt zu lassen. Ein moderner Bogen nimmt keinen Schaden, wenn er längere Zeit aufgespannt bleibt.

Das einzige, was wohl auf Dauer etwas stärker belastet wird und geringfügig schneller verschleißt, ist die Sehne. Aber das auch nur, wenn diese sehr knapp bemessen ist und daher kaum eingedreht ist.

Was aber ist ein „moderner Bogen“?

Dazu gehören alle olympischen Recurvebögen, deren Wurfarme aus Foam (Schaum), Carbon und glasbelegtem Holz sowie aus Kombinationen dieser Materialien sind. Und das sind heute nahezu alle handelsüblichen ILF-Wurfarme und Schraubwurfarme. Reine Holzwurfarme gibt es nur noch sehr selten.

Außerdem einteilige Recurvebögen, Hybridbögen (eine Art „Zwischending“ zwischen Recurve- und Langbogen) und auch Langbögen sowie Reiterbögen, wenn diese aus Laminaten und verschiedenen Lagen wie beispielsweise Fiberglas und/oder Carbon gefertigt sind.

Compoundbögen sollen hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt werden. Diese werden ja konstruktionsbedingt nie abgespannt. Das geht auch ohne Hilfsmittel (eine Bogenpresse) nicht wirklich gut.

Lagern sollten Sie einen gespannten Bogen aber nie hochkant auf einem Wurfarm stehend (ich habe schon oft Bögen etwas lieblos irgendwo in einer Ecke stehen sehen). Das schadet auf Dauer den Wurfarmen.

Kleines Bogenregal mit Jagdrecurves und Langbogen – gespannt und abgespannt – Foto: © Martina Berg

Gönnen Sie Ihren gespannten Bögen einen Platz in einem Bogenregal – das sieht an der Wand auch noch so richtig schick aus. Oder legen Sie ihn einfach auf einer flachen Fläche ab, etwa einem Tisch. Außerdem dankt es Ihnen Ihr Bogen, wenn er kühl gelagert wird. Nahezu tödlich ist die längere Lagerung im überhitzten Auto ohne jeglichen Schutz.

Weitere Tipps zur Bogenpflege finden Sie hier.

Vollholzbögen sollten immer abgespannt werden

Reine Holzbögen sollten immer abgespannt werden (okay, eine Nacht geht schon mal…). Sie verlieren sonst im Laufe der Zeit an Spannkraft und eher früher als später eignen sich solche Bögen dann nur noch als Dekorationselement an der Wand.

Wenn Sie sich nicht sicher sind, aus welchem Material Ihr Bogen ist – das kann ja durchaus bei einem Custombogen der Fall sein oder wenn Sie einen gebrauchten Bogen gekauft haben – dann fragen Sie den Bogenbauer oder den Bogensporthändler Ihres Vertrauens.

Text & Foto: © Martina Berg (Bogensport Deutschland)

2 Kommentare

  1. Der Bogensport ist in der heutigen Zeit der ideale Ausgleich zum Alltäglichen, um Spaß zu haben und mal ‚runter-zu-kommen‘.
    Howard Hill (einer der Legenden) wird nachgesagt, daß er an jedem Ausgang seines Hauses Pfeile zur Verfügung hatte, um beim Verlassen des Hauses diese fliegen zu lassen. Ich kann mir nicht vorstellen, daß er jedes Mal seinen Bogen erneut gespannt hat.
    In unserer schnelllebigen Zeit ziehen wir es vor alle benötigten Dinge quasi ready-to-go zur Verfügung zu haben. Da gehört wohl auch ein vorgespannter Bogen dazu. Ich für mein Teil muß aus dem Haus, um in einiger Entfernung hinter Nachbars Scheune Pfeile fliegen lassen zu können.
    Dem Gesetz nach sind Bögen zwar Sportgeräte, nur, ich wäre auf den Ausgang gespannt wenn ein eilfertiger Gesetzeshüter meiner mit einem quasi schußfertigen Bogen im öffentlichen Bereich ansichtig werden würde …
    Es ist irgendwie schon ein Ritual geworden: Bogen aus der Hülle entnehmen und Schauen ob physikalisch alles in Ordnung ist. Mit der Spannschnur den Bogen spannen und anschließend die Standhöhe kontrollieren.
    Das hat auch den Vorteil, daß man gleich spürt, wie man drauf ist und wird positiv auf alles eingestimmt.
    Meiner Meinung nach sollte man einen Bogen ohne enormen Kraftaufwand spannen können mit dem man schießen möchte. Es macht m.E. irgendwie keinen Sinn einen (zu starken) Bogen allzeit bereit zu haben, um dann festzustellen, daß man ihn zum aktuellen Zeitpunkt gar nicht vernünftig ziehen und ankern kann. Es kommt immer wieder bei Parcourbesuchen mal vor, daß ich gefragt werde: Kannst du mir mal den Bogen spannen ?!? Ich schaffe das heute irgendwie nicht.
    Der Bogen wird dann natürlich gespannt, nur bezweifele ich, daß die Person wirklich Spaß beim Bogenschießen haben wird. Falls man mal nicht gut drauf ist sollte man es nicht unbedingt zwingen. Das gilt natürlich auch für andere Lebensbereiche. Der Bogen ist auch ein Weg um im Alltäglich mit vielen Situationen besser fertig zu werden zu können.
    Aehm, daß ist so meine Einstellung zum Bogenschießen. Es gibt natürlich eine Vielzahl anderer. Das Leben und die individuelle Einstellung dazu ist ziemlich bunt 🙂

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